Montag, 18. Mai 2015

Ost und West

"As a Jerusalemite and a lover of the city, I ask today about peace in my united Jerusalem, which stands above all bargaining. My Jerusalem is Zion and Zionism, and yet it does not belong only to its history it belongs first and foremost to its people, and to all its residents: secular, religious and Haredi, Arabs and Jews. And in my united Jerusalem there is west and there is an east and there are no secondary sons, there are no secondary Jerusalemites."
Israels Staatspräsident Reuven Rivlin anlässlich des "Jerusalemtags" (17. Mai), mit dem Israel an die Eroberung Ostjerusalems erinnert

Unverändert

"When the Argentinean cardinal was elected pope, everyone hoped that he would be slightly different from most of his predecessors. Maybe even in regards to the Jews, although we don’t need any attention from the Catholic Church, which developed the biggest murderers of Jews over the years:
From the Crusades to Symon Petliura, from the Spanish Inquisition to Bohdan Khmelnytsky. A large part of the Germans were also worshippers of the Holy See. But it quickly turned out that nothing had changed in Rome. Sorry, in the Vatican."
Noah Klieger für "Ynet-News" (17. Mai) über den "naiven Papst und seinen 'Friedensengel' von Ramallah"

Donnerstag, 14. Mai 2015

Geneigten Hauptes

"Tomorrow, May 15 – the date of the declaration of the State of Israel – is Nakba Day, the anniversary of the Palestinian people’s catastrophe; a day to commemorate its fallen, its lost villages and land. One needn’t be a Palestinian to identify with their pain; you can be an Israeli Jew, or even a Zionist, and respect those for whom your Independence Day marks their tragedy. Nor is there any need to accept the Palestinian historical narrative in order to recognize that the native people suffered a terrible calamity."
Israel solle am Nakba-Tag das Haupt neigen – aus Solidarität und in Empathie mit dem Schmerz eines Fünftels seiner Bürger und in Entschuldigung für das was passiert ist, fordert Gideon Levy in seinem Haaretz-Kommentar (14. Mai) zum Nakba-Tag, mit dem die Palästinenser an die Vertreibungen von 1948 und 1967 erinnern.

Montag, 11. Mai 2015

Zum Sprachkurs in die Strassenbahn

Die Gruppe in den einheitlich lilafarbenen T-Shirts fällt auf in Jerusalems Strassenbahn. Viele Passagiere blicken von ihren Smartphones auf, mal unangenehm berührt, mal belustigt, oft mit Interesse. Die zweisprachige Botschaft steht weiss auf lila Grund: "Yalla, wir sprechen Arabisch in Jerusalem". Über hundert Schüler und Lehrer tragen heute Lila und sprechen Arabisch. Sie wollen für mehr Präsenz und Akzeptanz der "Landessprache Arabisch" in Israel werben und ein solidarisches Zeichen gegen Rassismus setzen.
Die Strassenbahn ist ein gut gewählter Ort. Nicht nur verbindet sie den arabischen Osten und jüdischen Westen der Stadt. Sie ist auch eine Art Gradmesser für Spannung und Entspannung in der Stadt. Verschärft sich der Konflikt, wird die die knapp 14 Kilometer lange Verbindung zwischen schon mal Ziel von Gewaltausbrüchen. Manchmal reicht es, arabisch zu sprechen, um zu deren Opfer zu werden.
Die meisten Fahrgäste an diesem Tag stimmen den Schülern zu: Jeder im Land sollte Arabisch lernen. Manche von ihnen lassen sich an Ort und Stelle auf die ersten Gehversuche in der Nachbarsprache ein, für die meisten bleibt es ein Lippenbekenntnis. "Ein Wort hier, ein Wort da: so dringt die Botschaft Wort für Wort ein", sagt ein Teilnehmer pragmatisch. Bis zur Zweisprachigkeit des Landes ist es noch ein langer Weg, das wird spätestens auf der Rückfahrt deutlich. Drei Palästinenser, die sich etwas lauter auf Arabisch unterhalten, ernten unmissverständliche Blicke und das ein oder andere "Schhh" von ihren jüdischen Mitreisenden.

Freitag, 8. Mai 2015

Grad der Verzweiflung

Über Wochen versucht mich der junge Palästinenser aus meiner Nachbarschaft zu einem Drink zu überreden. Immer wieder neue Ausreden meinerseits." Ich brauch Deine Hilfe", sagt er mir schliesslich nach langem Warten. Mir fällt keine neue Ausrede ein. Wir treffen uns am frühen Abend irgendwo in der Altstadt, aber er ist zu unruhig, um irgendwo zu sitzen. Stattdessen laufen wir ziellos gen Westen. Er druckst rum, springt von einem Thema zu andren. Mit seinem Anliegen rauszurücken, kostet ihn augenscheinlich grösste Überwindung. "Du hast doch Freunde in Deutschland", vergewissert er sich bei mir. "Würde eine von Deinen Freundinnen mich heiraten? Ich mein, nur auf dem Papier, für die Aufenthaltsgenehmigung? Ich habe Geld gespart, ich würde sie zahlen!" Ich bin perplex. Mit vielem hatte ich gerechnet. Damit nicht. Wie er sich das vorstelle, will ich wissen. Er zuckt mit den Schultern. Dass ich mir nicht vorstellen könne, dass es Frauen gibt, die sich einfach so auf so etwas einlassen, sage ich. "In Schweden ist das ganz easy, da setzt Du Dich an eine Bar und sprichst Frauen an, die alleine aussehen", erwidert er. Warum dann nicht Schweden, wenn das doch so easy ist, will ich wissen. "Erstens ist es da zu kalt. Zweitens ziehen Dich die Frauen über den Tisch. Sie sagen, Du hast nicht bezahlt, und dann musst du als Sexmaschine arbeiten, bis Du nach zwei Jahren die Scheidung einreichen kannst." Ich habe das Gefühl, im falschen Film zu sein. Wie verzweifelt muss ein junger Mensch sein, wenn er mit solch wirren Gedanken spielt, nur um sein Land gegen ein gelobteres eintauschen zu können?