Jerusalem, 25. Februar 2015
21 Jahre nach dem Goldstein-Massaker gleicht Hebron einer Geisterstadt. Ein Gespräch mit Breaking the Silence-Mitbegründer Yehuda Shaul
Welche Rolle spielt das Massaker von Baruch Goldstein für
Hebron?
Es ist das wichtigste Ereignis in der Geschichte Hebrons,
wenn man verstehen will, wie die Stadt heute aussieht. Dazu müssen wir einen
Moment auf den historischen Hintergrund und die politische Realität heute
schauen. Lange bevor Hebron zu einer nationalistischen Geschichte wurde, war es
eine religiöse Geschichte. Da sind die Patriarchengräber, Mütter und Väter
beider Nationen. Juden waren in biblischer Zeit in Hebron, dann wieder ab dem
12. Jahrhundert. Es gab eine relativ friedliche Koexistenz. Dann kam das
Massaker von 1929, das der organisierten jüdischen Gemeinschaft in Hebron ein
Ende bereitete. 67 Juden wurden getötet, mehr als hundert verletzt, Frauen
wurden vergewaltigt, Körper verstümmelt, massenhaft Eigentum zerstört. Rund 350
Juden wurden von ihren palästinensischen Nachbarn gerettet. Die Briten
evakuierten die Überlebenden nach Jerusalem. Das ist die Grundlage der
Siedlungen – wir haben Siedlungen in Hebron wegen der Patriarchen und wegen
1929. Der Wiederaufbau einer jüdischen Gemeinschaft war eine Frage der
nationalen Ehre und des Stolzes.
April 1968, zum ersten Pessachfest nach dem Sechstagekrieg,
ist der Beginn der Siedlungen, als eine Gruppe von Talmud-Schülern ein
palästinensisches Hotel mietete und sich weigerte, wieder zu gehen. Die
Siedlerbewegung wird erst sieben Jahre später beginnen, aber in gewisser Weise
kann man sagen, dass damit die politischen Muster begonnen haben, in denen wir
bis heute leben. Die Gruppe verlässt das Hotel und zieht in die Militärbasis. 1970
wird Kiryat Arba gebaut. Durch die 1970er Jahre sehen wir wenig signifikante Veränderungen
in Hebron. Der nächste Wendepunkt sind 1979 die Kämpfe gegen die Camp-Davis-Abkommen
und der Beginn der Beit-Hadassah-Siedlung in Hebron.
In den 1980ern haben wir drei wichtige Ereignisse in Hebron.
Am 30. Januar 1980 wird Joschua Salome ermodert, dem ersten israelischen
Zivilisten, der seit 1967 in den besetzten Gebieten getötet wird. Am 2. Mai
1980 folgt der Angriff auf sechs Talmud-Schüler vor der Beit-Hadassah-Siedlung.
Daraufhin hat die israelische Regierung beschlossen, den Palästinensern eine
Lektion zu erteilen und den Siedlungsbau auszuweiten. Dies ist der Beginn der
vier Haupt-Siedlungen in Hebron.
In den 1990er Jahren haben wir zwei wichtige Ereignisse: am
25. Februar 1994 das Goldstein-Massaker und im Januar 1997 die Unterzeichnung
des Hebron-Protokolls im Rahmen des Oslo-Prozesses. Hebron wird in H1 und H2
geteilt, H1 umfasst rund 80 Prozent der Stadt mit zu diesem Zeitpunkt 120.000
Palästinensern. H2, im Wesentlichen der östliche Teil der Stadt mit einem Arm
in die Altstadt, steht mit damals 35.000 Palästinensern und 500 Siedlern unter
vollständiger israelischer Kontrolle und schliesst alles ein, was Hebron zu
Hebron macht: die Patriarchengräber, die Siedlungen, die Altstadt…
Im April 2014, zwei Tage vor Pessach und damit an einem
signifikanten Datum – Pessach 1968, Pessach 2014 – begann eine neue Siedlung in
Hebron, das, was die Siedler das "Haus des Friedens" nennen. Auch
wenn der Ausbau der bestehenden Siedlungen beständig vorangetrieben wurde und
wird, ist dies die erste neue Siedlung in Hebron in dreissig Jahren.
Ohne all dies kann man Hebron nicht verstehen. Hebron 2015
ist die Geschichte, wie Hebron eine Geisterstadt wurde. 42 Prozent der
palästinensischen Familien haben die Stadt verlassen. Es ist die grösste
palästinensische Stadt in der Westbank, wenn man von Ostjerusalem absieht, aber
es gibt keine Palästinenser im Stadtzentrum.
Wenn ich nun auf die Frage nach der Bedeutung des
Goldstein-Massakers zurückgehe: Hebron ist aus drei Hauptgründen eine
Geisterstadt: Erstens wegen der militärischen Segregationspolitik, zweitens das
Verhalten des Militärs vor Ort und drittens die Gewalt von Siedlern und
fehlende Strafverfolgung. Der wichtigste Grund ist die Segregationspolitik, und
die hat nach Goldstein begonnen. Deshalb glaube ich, dass das Massaker von 1994
in Bezug auf seine Bedeutung für die Geschichte das wichtigste Ereignis ist.
Was passiert nach dem Massaker?
Die erste Reaktion des Militärs ist, alle Palästinenser für
zwei Monate unter Ausgangssperre zu stellen, die ganze Stadt ist Tag und Nacht
unter Hausarrest, um Vergeltungsangriffe zu verhindern. Als die Ausgangssperre
aufgehoben wurde, wurde die Schuhada-Strasse für palästinensischen Verkehr
gesperrt. Der Gemüse- und Fleischmarkt wird "sterilisiert", das
heisst, kein Palästinenser darf ihn mehr betreten. In der zweiten Intifada
wurde die Idee steriler Pufferzonen zwischen beiden Gruppen zur Hauptidee –
Schutz der Siedler auf Kosten der Palästinenser. Je näher man an die Siedlungen
kommt, desto höher ist das Level der Sterilisierung, denn weniger Palästinenser
heisst mehr Schutz für die Siedler. Rund 1800 Läden sind geschlossen, ein paar
hundert auf Militärorder hin, die anderen, weil niemand dort ist und es sich
nicht lohnt, sie offen zu halten.
Dazu kommt das Verhalten des Militärs, und darin liegt
insbesondere die Arbeit von "Breaking the Silence". Wir reden von 377
Tagen vollständiger Ausgangssperre in den ersten drei Jahren der zweiten
Intifada. Wenn man nächtliche Ausgangssperren hinzuzählt, kommen wir auf mehr
als 500 Nächte in drei Jahren. Das hat enorme Auswirkungen auf die
sozialökonomische Situation. Wir reden über drei Patrouillen, zwei militärische
und eine von der Grenzpolizei, deren Aufgabe es ist, Präsenz zu zeigen. Es geht
darum, die Palästinenser spüren zu lassen, dass das Militär in ihrem Nacken
sitzt. Sie sollen sich gejagt und verfolgt fühlen.
Der dritte Grund, warum Hebron heute eine Geisterstadt ist,
ist die Siedlergewalt und fehlende Strafverfolgung. Es geht nicht darum, dass
es 500 Siedler gibt, die machen, was sie wollen, sondern darum, dass es eine
komplette Regierung gibt, die nichts dafür tut, das Gesetz anzuwenden.
Heute haben wir in Hebron rund 190.000 Palästinenser, 850
Siedler und 650 Kampfsoldaten. Im Vergleich hiesse das, Jerusalem mit einer
halben Million Polizisten. Warum wird also das Gesetz nicht angewendet? Weil das
quasi im Gesetz selber so angelegt ist: Hebron ist nicht Israel, selbst die
rechteste Regierung, die Israel je hatte, die gegenwärtige Regierung, hat nie
seine Souveränität auf Hebron ausgeweitet. Der Souverän ist also die IDF. Per
internationalem und israelischem Gesetz sind sie verpflichtet, die Bewohner zu
schützen. Für die Soldaten vor Ort lautet die Anordnung: Wir sind hier zum
Schutz der Siedler. Siedler, die einen Palästinenser angreifen, sind nicht
unsere Aufgabe. Das einzige was sie tun können, ist, die Polizei zu rufen. Die
tut nicht ihren Job, nicht, weil sie nicht wollen: Kein Polizist begibt sich
heute ohne Armeeschutz in eine Siedlung in Hebron. Ein weiterer Teil der
Diskriminierung sind die zwei verschiedenen Rechtssysteme. Palästinenser haben
andere Rechte unter Militärrecht als Siedler unter israelischem Recht. Das ist
der Hintergrund. Vor dem kann man vielleicht verstehen, warum das
Goldsteinmassaker in meinen Augen das wichtigste Ereignis für Hebrons
Geschichte heute ist.
Warum Hebron?
Es gibt keinen Zweifel, dass Hebron jüdischer ist als Tel
Aviv. Nicht israelischer als Tel Aviv. Unsere Vorväter gingen nach Nablus,
Jerusalem und Hebron, nicht nach Tel Aviv. Aber die Frage, die man sich in
meinen Augen zu stellen hat, lautet: Was bedeutet es, 2015 im jüdischen Teil
Palästinas zu leben? Ist da irgendwas Jüdisches geblieben in diesem Regime?
Meine Antwort lautet Nein. Dies ist ein rassistisches Regime, Segregation auf
der Basis von Nationalität und Ethnie, ein Regime, das darauf ausgerichtet ist,
Menschen zu vertreiben. Es geht hier nicht um Sicherheit. Palästinenser, die
von H1 nach H2 wollen, können das ohne einen Checkpoint tun, sie kommen zu den
Siedlungen, ohne einen Checkpoint zu überqueren. Erst wenn sie zwischen den
Siedlungen leben wollen, gibt es Probleme. Es geht um Verbindung. Wer Hebron
versteht, wer Mathematik versteht: Eins plus Eins gibt Zwei. Da gibt es keine
andere Lösung.
Ist Hebron das Beispiel, an dem der Konflikt dieses
Landes am besten sichtbar wird?
Viele Menschen, die nach Hebron kommen, denken, Hebron ist
ein Extremfall. Sie haben nichts verstanden. Ich würde im Gegenteil argumentieren.
Hebron ist ein Geschenk Gottes. Hebron ist ein Mikrokosmos, zwei
Quadratkilometer gross. Wenn Du ihn einen halben Tag lang durchwanderst und
lernst, was dort vor sich geht, lernst Du, wie Israel die Westbank
kontrolliert. Gaza ist was anderes, aber Hebron ist ein Mikrokosmos der
Westbank. Wenn Du aus Hebron herauszoomst, siehst Du die ganze Westbank.
Siedlergewalt gibt’s nicht nur in Hebron, die Siedler von Hebron sollten den
Friedensnobelpreis bekommen verglichen zu Siedlern in Itamar, Schilo oder
Susia. Separation gibt es nur in Hebron? Sag mir eins: Was ist der Unterschied
zwischen einem Strassenblock zu einem kleinen Dorf oder der Blockade einer
Familie in ihrem Haus in Hebron? Es gibt keinen, es ist dasselbe Konzept.
Hebron ist konzentrierter und sichtbarer, ja. Aber es ist nicht unterschiedlich
von anderen Orten. Es ist der beste Ort, die Methodologie zu verstehen, wie wir
die Westbank kontrollieren. Teile und herrsche. Separation. Siedlungen. Einschüchterungen.
Den Fuss auf dem Land, wie jede andere Kolonialmacht.
Die einzige Weise, auf die Hebron Sinn macht – und deshalb
liebe ich Hebron -, ist, wenn Du auf Hebron schaust mit den Augen der
israelischen Behörden. Was ist diese Perspektive? Wir haben zwei Prämissen, die
wir als gegeben hinnehmen und nicht hinterfragen. Erstens: Wir haben
Siedlungen. Who cares, dass diese Siedlungen illegal sind nach internationalem
Recht? Wir nicht, richtig? Zweitens: Diese Siedler sind israelische Bürger und
verdienen ein Leben wie jeder andere israelische Bürger in Tel Aviv. Hebron
wird zwar nie Tel Aviv sein. Aber wir müssen tun, was wir können. Also bedenken
wir die Zahl der Soldaten im Einsatz, die Gefahren. Nur eine Sache bedenken wir
nicht: 190.000 Palästinenser. Nur aus dieser Perspektive heraus ist es egal,
wer am Anfang der Gewalt steht. Am Ende zahlen die Palästinenser. Es kann das
Goldstein-Massaker gegen die Palästinenser sein und dann wird die
Schuhada-Strasse geschlossen. Siedler, die den ganzen Gemüsemarkt zerstören und
dann schliessen wir den gesamten Markt für Palästinenser… Am Ende des Tages
zahlt immer einer. Nur aus dieser Perspektive ist das alles zu verstehen.
Du kommst und sagst, Hebron ist ein Mikorokosmos und ich
stimme zu. Aber die offizielle Linie ist: "Hebron ist extrem". Warum?
Weil es in Hebron kein Grau gibt. Nur Schwarz und Weiss. Hebron ist ein Ort der
Wahrheit. Schwarz-Weiss. Entweder-Oder. Es gibt keine andere Erklärung.
Entweder glaubst Du, dass wir wegen der Patriarchengräber und 1929 erlaubt
sind, tausende von Menschen auf ewig ohne Würde und Rechte zu halten und sie
aus ihren Häusern zu werfen und sie zu heftig einzuschüchtern. Oder nicht.
Wäre ein Grau aus Deiner Perspektive und Erfahrung
denkbar?
In Hebron? Nein. In Hebron muss man sich zwei Fragen
stellen. Eine lautet: Wo ist die rote Linie für das Sicherheitsargument? Wenn
wir glauben, dass es rote Linien gibt, die der Staat nicht überschreiten kann -
und das ist das Prinzip der Demokratie -, wo ist die rote Linie und haben wir
sie überschritten? Für mich ist die Antwort: Ja, natürlich haben wir sie in
Hebron überschritten, vor 47 Jahren. Einem Menschen nicht zu erlauben, aus
seinem Haus zu gehen, der nichts getan hat, ausser Palästinenser zu sein. Dies
sind die Ziegel, aus denen Hebron gebaut ist. Permanente Einschüchterung aller
Palästinenser, Kollektivstrafe für alle Palästinenser. Natürlich gibt es
Terrorismus, natürlich gibt es Angriffe. Das brauchst Du mir nicht zu erzählen,
zwei Soldaten meiner Brigade wurden während meiner Dienstzeit getötet.
Die zweite Frage lautet: Ist es wirklich für Sicherheit?
Darauf habe ich schon geantwortet. Nein. Selbst wenn die Siedlungen illegal
sind und überhaupt nicht da sein sollten, gäbe es dennoch Wege, sie zu
erhalten, ohne palästinensische Grundrechte derart zu verletzen. Für mich ist
unser Regime in Hebron eine moralische Abscheulichkeit. Ein schwarzer Fleck
nicht nur auf dem Gewissen, dem Bild: auf der Seele Israels und des Judentums.
Vielleicht ist das der Grund, warum ich immer wieder nach Hebron zurückkehre. Wegen
der Art und Weise, wie ich mich sehe, als professioneller Schizophrener, was
ich meine: ich bin ein orthodoxer Jude. Aber ich lebe 2015, in einer modernen
säkularen Welt. In Hebron wiederum kommen beide zusammen. Was in Hebron
passiert, passiert nicht nur im Namen meiner Flagge, meiner national-säkularen
Identität, sondern auch im Namen meines Gottes, meiner Religion. Es ist einer
der Orte, an dem beide Teile meiner Identität zusammenkommen im gleichen Kampf.
In meinen Augen sollte dies enden, nicht nur wegen meiner Flagge, sondern auch
wegen dem, was es dem Judentum antut.
Worin besteht Dein Kampf? Wenn Hebron ein Mikrokosmos
ist, heisst kämpfen gegen Hebron auch kämpfen gegen ein ganzes Regime…
Ja, klar! Breaking the Silence ist eine sehr einfache Sache.
Wir sind eine Gruppe von Veteranen, etwa 1.000 Männer und Frauen, die glauben,
dass unsere Armee ihrem Namen gerecht werden sollte: IDF heisst Israeli Defense
Force. Wir wollen, dass unsere Armee eine Verteidigungskraft ist, nicht Instrument
der Unterdrückung und Besatzung, wie sie es jetzt ist! Wir sind keine
Pazifisten, wir sind nur gegen Besatzung. Wir glauben an dieses komische
Konzept, dass Menschen sich selber regieren und nicht durch eine fremde
Militärmacht beherrscht werden sollten. Leider klingt das in diesem Teil der
Welt als eine sehr radikale und extreme Idee. Wir glauben, dass wir das Recht
auf Selbstbestimmung haben, und also auch die Palästinenser. Wir wollen
Gleichheit. Nicht einen Millimeter mehr. Nicht propalästinensisch. Nicht einen Millimeter
weniger. Was wir verdienen, verdienen sie auch. Nicht mehr, nicht weniger.
Und mit dieser Forderung richtet Ihr Euch vor allem an
ein israelisches Publikum. Warum?
Weil wir Israelis sind. Dies ist unser Land, dies ist unsere
Gesellschaft, hier leben wir. Nicht, dass wir glauben, dass die israelische
Gesellschaft die Spielregeln ändern wird. Keine Gruppe in der Geschichte der
Menschheit ist je morgens aufgewacht und hat entschieden, ihre Privilegien
abzugeben. So geht das nicht. Rechte sind nicht etwas, dass du etwas bekommst.
Ich glaube, Rechte sind etwas, dass Du Dir nimmst. Wenn die Palästinenser sich
ihre Rechte nicht von uns nehmen, werden wir sie ihnen niemals geben, so
traurig das ist. Veränderung kann nur kommen, wenn die Internationale
Gemeinschaft, Palästinenser und Israelis gemeinsam etwas tun. Keiner von uns
kann allein die Besatzung beenden. Die Bürde für uns Israelis in diesem Dreieck
ist es, an der israelischen Gesellschaft zu arbeiten.
Und wie könnte aus deiner Perspektive eine Lösung für
Hebron aussehen? Gibt es eine faire Lösung, die palästinensische Rechte und
jüdisches Erbe gleichermassen umfasst?
Niemand sagt, dass Juden nicht in Hebron leben können.
Israelis können nicht im Hebron-Teil der militärischen Besatzung leben. Aber
vernünftigerweise muss ich sagen: Nach so viel Blut und Hass in Hebron, kann
ich keine Vision für das Leben israelischer Zivilisten in Hebron entwickeln.
Zumindest nicht für den Anfang. Die Siedlungen müssen evakuiert werden. Das
heisst nicht, dass ich glücklich bin. Nein. Aber ich bin noch weniger glücklich
jetzt. Auf einer Skala der Gerechtigkeit ist eine andauernde militärische
Besatzung von Millionen von Menschen, die ihrer Rechte beraubt werden, viel
schlimmer als wenn mir nicht erlaubt wird, morgen die Patriarchengräber zu
besuchen.
Viele argumentieren mit Sicherheit. Aber wenn es nichts mehr
zu sichern gibt? Wann kommt der Moment, an dem die Gesellschaft sagt, dieses
Regime ist es nicht wert, gerettet zu werden. Dies ist nicht, worum es dem
Zionismus geht, worum es dem Judentum geht, worum es Israel geht.
Mit Blick zurück auf jüngste Ereignisse in Hebron wie der
neuen Siedlung und dem Blick voraus auf die bevorstehenden Wahlen: Siehst Du
Chancen auf eine Besserung?
Im Gegenteil. Orit Strock, Siedler aus Hebron, sitzt schon
im Parlament. Baruch Marzel, ein weiterer Hebron-Siedler, könnte einziehen ins
Parlament. Wir könnten uns in zwei Monaten in einer Situation wiederfinden, in
der eine Gemeinschaft von 850 Siedlern zwei Repräsentanten im Parlament haben. Nimm
die Versuche, einen archäologischen Park am Tell Romeida einzurichten, den
Ausbau der Tell Romano-Siedlung, die Einweihung eines neuen Besucherzentrums
und einer neuen Promenade – wir sehen eine Suche nach Weiterentwicklung und
Expansion in Hebron in den letzten zwei Jahren.