Freitag, 23. Mai 2014
Montag, 12. Mai 2014
Komik ist Tragik in Spiegelschrift
"Während sie dabei sind, ihre Planungen für den Besuch von
Papst Franziskus abzuschliessen, liegt etwas leicht komisches darin, dass beide
Seiten Jesus als den ihren beanspruchen. Israel lobt ihn als einen Juden, die
PLO verkündet ihn als Palästinenser, und doch wagt keiner darüber
nachzusinnen, dass er beides gewesen sein könnte. Palästina bereitet sich
darauf vor, ihn mit Horden von Gratulanten, Muslimen und Christen, zu
begrüssen, während Israel – nicht ganz sicher, ob nicht Juden seinen Konvoi mit
Price-Tags versehen – sich darauf vorbereitet, die Strassen zu sperren."
Der in Jerusalem lebende Wirtschaftsjournalist und Autor
Nicolas Pelham stellt sich in einem Meinungsbeitrag für Haaretz (11. Mai) angesichts des israelisch-palästinensischen
Wettkampfs um Jesus die Frage, auf welcher von beiden Seiten die Christen
besser leben.
Samstag, 10. Mai 2014
Wo beginnt Verfolgung?
Im Patriarchalvikariat in Nazareth ging ein Brief ein, der alle Christen unter Androhung von Gewalt ultimativ zum Verlassen des Landes aufrief. Graffiti mit Worten wie „Tod den Arabern, den Christen und allen, die Israel hassen“ und Spuckattacken auf Christen gehören mittlerweile beinahe zum Alltag. Betroffen ist auch muslimisches Eigentum, und selbst gegen die eigenen Sicherheitskräfte richtet sich die Gewalt israelischer Extremisten. Die Stimmung zwei Wochen vor dem Besuch von Papst Franziskus im Heiligen Land ist angespannt, der Inlandsgeheimdienst fürchtet, dass Extremisten genau diesen Besuch nutzen könnten, um mit einem grösseren Anschlag die Medienaufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Hartnäckig heizen vereinzelte Personen – aus jüdischen wie aus muslimische Kreisen – die Stimmung zusätzlich an mit der Streuung des Gerüchts, der Abendmahlssaal, über der als „Grab König Davids“ verehrten Stätte situiert, werde anlässlich des hohen Besuchs definitiv in christliche Hände (sprich: an den Vatikan) gegeben.
Die Reaktionen in Jerusalem seien geradezu hysterisch, kritisiert „israel heute“, nach eigenen Angaben „Quelle für eine wahrheitsgetreue und ausgeglichene Perspektive“ bei der Verbreitung „zeitgemässer, ausgeglichener Nachrichten direkt aus Jerusalem“ das „Märchen von der Christenverfolgung in Israel“. Nicht grundsätzlich gegen eine Bestrafung der Täter ist das Portal. Die „Farbschmierer“ als „Terroristen“ einzustufen, geht der objektiven Agentur dennoch zu weit. Am Werk seien radikale Jugendliche, „die mit ihren illegalen Aktionen darauf hinweisen wollen, dass es einen Preis habe, Juden ‚ihr‘ Land zu nehmen und es an Palästinenser zu übergeben“; die angemessene Strafe, so der Vorschlag, sei gemeinnützige Arbeit und eine Wiedergutmachung des angerichteten Schadens. Wer hingegen angesichts dieser Fakten von einer Welle des Terrorismus gegen christliches Eigentum spreche – oder gar von Christenverfolgung in Israel, dem „einzigen Land im Nahen Osten, in dem Christen ihren Glauben frei leben und ihre Meinung sagen können“ – „ist entweder blind, bösartig oder einfach nur ein Antisemit“.
Die Reaktionen in Jerusalem seien geradezu hysterisch, kritisiert „israel heute“, nach eigenen Angaben „Quelle für eine wahrheitsgetreue und ausgeglichene Perspektive“ bei der Verbreitung „zeitgemässer, ausgeglichener Nachrichten direkt aus Jerusalem“ das „Märchen von der Christenverfolgung in Israel“. Nicht grundsätzlich gegen eine Bestrafung der Täter ist das Portal. Die „Farbschmierer“ als „Terroristen“ einzustufen, geht der objektiven Agentur dennoch zu weit. Am Werk seien radikale Jugendliche, „die mit ihren illegalen Aktionen darauf hinweisen wollen, dass es einen Preis habe, Juden ‚ihr‘ Land zu nehmen und es an Palästinenser zu übergeben“; die angemessene Strafe, so der Vorschlag, sei gemeinnützige Arbeit und eine Wiedergutmachung des angerichteten Schadens. Wer hingegen angesichts dieser Fakten von einer Welle des Terrorismus gegen christliches Eigentum spreche – oder gar von Christenverfolgung in Israel, dem „einzigen Land im Nahen Osten, in dem Christen ihren Glauben frei leben und ihre Meinung sagen können“ – „ist entweder blind, bösartig oder einfach nur ein Antisemit“.
Er sei beunruhigt und sorge sich angesichts der Serie von antichristlichen Akten um meine Sicherheit als christliche Journalistin, schrieb mir ein fürsorglicher Kollege, seinerseits Opfer der Berichte zu einer aus der Entfernung schwer einschätzbaren Gefahr. Nein, in Gefahr fühle ich mich nicht. Doch die Atmosphäre ist ungemütlich. Verurteilungen der Gewalt und tatkräftiges Anpacken vieler im Einsatz gegen die Gewalt einzelner aus den eigenen Reihen sind ein wohltuend-positives Zeichen. Kommentare wie „die Polizei tut ja ihr Möglichstes“ und die verbreitete Stille der Politik sind es, die schwer zu verdauen sind. Und die zwei unterschiedlichen Ellen, mit denen gemessen wird. Vergleichbare Graffiti, angebracht an ein jüdisches Gotteshaus an einem beliebigen Ort der Welt führten zu einem globalen Aufschrei, die Kritik aus der hiesigen Politik wäre wenig zimperlich. Das Schlagwort „Antisemitismus“ ist schnell bei der Hand. Im Fall der Synagoge zielt es auf den Täter. Im Fall der Kirche trifft es das Opfer.
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