Fünf Wochen Israel. Gefühlt eine halbe Ewigkeit, die in einem Augenblick vergangen ist. Zwiespältig der Rückblick. Hat man sich erstmal an die starke Militär- und Polizeipräsenz, an die manchmal langwierigen Sicherheitskontrollen beim Betreten von Gebäuden gewöhnt, begegnet einem Westjerusalem als eine westliche, moderne und offene Stadt. Die Lage ist ruhig. In den Gassen der Altstadtviertel wird orientalisches Flair spürbar, und dem Betrachter bietet sich ein friedliches Durcheinander von Kirchtürmen, Synagogen und Moscheen. Das religiöse Wirrwarr und manch intensiver Ausdruck von Spiritualität wirken, je nach Standpunkt, befremdlich oder erheiternd. Soweit die touristische Perspektive.
Das Gefälle zwischen beiden im Heiligen Land lebenden Nationen wird, wenn nicht schon im Osten der Stadt, so spätestens in palästinensischen Gebieten sichtbar. Das Überqueren eines Checkpoints macht die Spannungen allzu deutlich, die hier zum Alltag gehören. Auf der einen Seite eine Mischung aus Misstrauen und lähmender Angst, dem Wunsch die Lage zu kontrollieren und einem allgegenwärtigen Anspruch auf das Land. Auf der anderen Seite Frust und Wut über die Besatzung, Hoffnungslosigkeit angesichts der aussichtslosen Lage im "Freilichtgefängnis". Soweit der Eindruck, wenn man entgegen aller "Warnungen" mit offenen Augen durch alle Teile des Landes reist.
Wenn es schon für "Kurzaufenthalter" schwierig ist, trotz allem die kleinen Zeichen der Hoffnung zu sehen: Um wie viel anstrengender muss es sein, als Teil dieses Landes mit all seinen Konflikten die Hoffnung auf Frieden zu bewahren?Jerusalem muss sich ihren Titel als "dreifach heilige Stadt" jedenfalls erst noch verdienen.