Mittwoch, 31. Oktober 2012

astonishing

"When a drug-dealing prostitute in an Israeli prison asked her new cell-mate, 'What crime did you commit to warrant being handcuffed, strip searched and imprisoned?' the response was astonishing; 'I recited the traditional prayers in the women's section of the Western Wall.'" 
Aus einem Kommentar der Tageszeitung Haaretz (31. Oktober) zur Verhaftung von Anat Hoffman, Vorsitzende der Reformbewegung "Women of the Wall (WOW)" (Frauen an der Mauer), die verhaftet worden ist, als sie an der Klagemauer das Gebet "Höre Israel" anstimmte

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Memento mori


"Zeige mit Deinen Friedhof, und ich beschreibe Dir Deine Kultur!" Just am Tag vor dem lange geplanten Vortrag eines Theologenkollegen zum Umgang mit Tod, Bestattung und Totengedenken wurde in Jerusalem der armenisch-apostolische Patriarch Torkom II. Manoogian zu Grabe getragen. Eine eindrücklicher Einblick und eine eindrückliche Feier: In grosser Prozession wird der offene Sarg vom Jaffa-Tor zur St. James-Kathedrale im armenischen Viertel getragen, wo er bis zum Requiem am nächsten Tag aufgebahrt wird. Fünf Stunden dauern am Folgetag die Feierlichkeiten, den Strom an Gläubigen, die dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen, reisst nicht ab. In vollem bischöflichen Ornat liegt der Tote aufgebahrt in der Mitte der Kathedrale, im Laufe der Göttlichen Liturgie werden seine Hände und seine Stirn ein letztes Mal gesalbt. 
Viele, Kirchenvertreter wie Gläubige, treten an den Sarg, berühren den Toten ein letztes Mal. Scheu vor dem Leichnam ist nicht zu spüren. Media vita in morte sumus, memento mortis, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen: Was in unsren westlichen Gefilden beschränkt ist auf den engsten Kreis, auf abgelegene Friedhöfe und klinisch reine Aufbahrungshallen, hat hier seinen Platz in der Mitte der Gesellschaft. Im Stadtbild, mitten am Tag.

Dienstag, 23. Oktober 2012

what the majority wants

"The 'Jewish' part of 'Jewish democracy' has won big time. The 'Jewish' gave 'democracy' a knockout, smashing it to the canvas. Israelis want more and more Jewish and less and less democracy. From now on don't say Jewish democracy. There's no such thing, of course. There cannot be. From now on say Jewish state, only Jewish, for Jews alone. Democracy - sure, why not. But for Jews only. Because that's what the majority wants. Because that's how the majority defines its state."
Gideon Levy, Haaretz (23. Oktober)

Samstag, 20. Oktober 2012

Das Biest

"Quarante-deuxième semaine de 2012. La bête avait faim. Le dernier repas de la bête remontait à 2008. À l’époque, c’était un autre Wissam, Wissam Eid, un geek génial, un Einstein du renseignement, que la bête avait dévoré. La période avait été gargantuesque : de Rafic Hariri en 2005 à Antoine Ghanem en 2007, la bête, boulimique de naissance, était aux anges. Puis plus rien. La bête a commencé à crever de faim – enfermée dans un placard, quelque part à Damas, à Téhéran ou à Haret Hreik. La bête en pleurait. Mais peu importe : ses dompteurs étaient persuadés qu’ils n’avaient plus grand-chose à craindre. Que le Tribunal spécial pour le Liban allait finir dans le mur, dans ses illusions. Rassurés. Jusqu’au printemps (syrien) de 2011 : ils ont commencé à s’inquiéter ; la bête à espérer. Plus tard, surtout : l’hiver 2012. Puis l’été. Puis l’automne. Et hier, la bête a été lâchée. Pour se faire pardonner, ses dompteurs lui ont offert un festin de reine : encore un Wissam, mais d’un tout autre gabarit."
Ziyad Makhoul für die libanesische Tageszeitung "L'Orient le Jour" (20. Oktober) zum ersten Attentat im Libanon seit 2008

Montag, 1. Oktober 2012

Plakativ

Sukkot in Mea Shearim. Zeit für den jährlichen Konflikt zwischen Autoritäten und der ultraorthodoxen Gemeinschaft um die aus der Sicht der einen ebenso unzulässigen wie aus der Sicht der anderen unabdingbare Geschlechtertrennung in den Gassen der Nachbarschaft. Allen offiziellen Verboten zum Trotz ist die Installation der "Frauengitter", die die Männer vor unmoralischen Kontakten zum andren Geschlecht abhalten sollen, am Vorabend des Festes in den Strassen vorbereitet. Fehlen noch die entsprechenden Hinweise für die betroffene Bevölkerung. Ein arabischer Plakatierer – an normalen Tagen klebt er Todesanzeigen – ist für diesen verantwortungsvollen Job zuständig. Mit seinem mit Papier in grellsten Neonfarben vollgeladenen rollstuhlähnlichen Gefährt arbeitet er sich entlang der Hauptstrasse des ultraorthodoxen Viertels und kleistert was das Zeug hält. "Mi met?", scherzt mein Begleiter. "Ha emet!", grummelt es zwischen zwei schnellen Zügen an der Zigarette. "Wer ist gestorben?" – "Die Wahrheit!"