Montag, 1. Oktober 2012

Plakativ

Sukkot in Mea Shearim. Zeit für den jährlichen Konflikt zwischen Autoritäten und der ultraorthodoxen Gemeinschaft um die aus der Sicht der einen ebenso unzulässigen wie aus der Sicht der anderen unabdingbare Geschlechtertrennung in den Gassen der Nachbarschaft. Allen offiziellen Verboten zum Trotz ist die Installation der "Frauengitter", die die Männer vor unmoralischen Kontakten zum andren Geschlecht abhalten sollen, am Vorabend des Festes in den Strassen vorbereitet. Fehlen noch die entsprechenden Hinweise für die betroffene Bevölkerung. Ein arabischer Plakatierer – an normalen Tagen klebt er Todesanzeigen – ist für diesen verantwortungsvollen Job zuständig. Mit seinem mit Papier in grellsten Neonfarben vollgeladenen rollstuhlähnlichen Gefährt arbeitet er sich entlang der Hauptstrasse des ultraorthodoxen Viertels und kleistert was das Zeug hält. "Mi met?", scherzt mein Begleiter. "Ha emet!", grummelt es zwischen zwei schnellen Zügen an der Zigarette. "Wer ist gestorben?" – "Die Wahrheit!"

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