Dienstag, 18. Dezember 2012

Two nights in Gaza




"Nein, es ist alles in Ordnung hier, ich komme gerade von einem Spaziergang durch Gaza-Stadt..." Das imaginäre Telefongespräch mit Familie oder Freunden in Europa lässt mich grinsen, irgendwie hat die Szenerie etwas absurd-surrealistisches. Der dritte Gazabesuch ist längst nicht mehr so aufregend wie der erste Kontakt mit diesem Landstrich, dessen Medienpräsenz seit Jahrzehnten durch schlechte Nachrichten geprägt ist. Auch, wenn nach der jüngsten Welle der Gewalt ein leicht mulmiges Gefühl bleibt bei der Vorstellung von zwei Nächten in Gaza. Nicht wegen der Menschen in Gaza. Sondern aus Sorge davor, dass der Armee auf der einen oder den bewaffneten Gruppen auf der anderen Seite einfallen könnte, eine neue Runde im alten Spiel der Eskalation einzuleiten.


Wie auch immer man sich ein Gebiet vorstellt, in dem die die jüngste Waffenruhe gerade mal drei Wochen alt ist: Zumindest in meinen Vorstellungen sieht Gaza anders aus."Eines jedenfalls ist klar: die Menschen hier sind keine Monster!" Die Worte eines Kollegen beim Rundgang durch Alt-Gaza bringen es auf den Punkt: wo immer wir für einen Moment stehen bleiben, kommen freundliche Menschen auf uns zu, verwickeln uns in Gespräche, sind neugierig und gastfreundlich. In der Moschee ist mein Kollege trotz Gebetszeit gern gesehener Gast, während ich auf ihn warte, verwickeln mich zwei arabische Jungs im Hof ins Gespräch. Am Konditor kommen wir nicht vorbei, ohne typische arabische Sweets in die Hand gedrückt zu  bekommen.


Vereinzelt teure Autos, ungleich häufiger abenteuerlich wirkende Eselskarren. Schicke Neubauten sind ebenso zu finden wie abruchreife Behausungen, die Armut aus allen Poren atmen. Die Zerstörungen der jüngsten Kampfhandlungen, gerade mal einen Monat her, sind ebenso allgegenwärtig im Stadtbild wie die aggressiven Kampfansagen, von islamistischen Gruppierungen mittels sprechender Grafitti oder Poster an Hauswände angebracht. Dazwischen: Auf engstem Raum 1,5 Millionen Menschen, von denen vermutlich die überwiegende Mehrheit versucht, friedvoll das beste aus der schwierigen Lage zu machen und in den Pausen zwischen den grösseren Gewalteskalationen so etwas wie ein normales Leben zu führen ...



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