Mittwoch, 15. Januar 2014

Choreographie

Der Besuch sei "etwas delikat", heisst es als letzte Regieanweisung auf dem Weg zu einem christlichen Sozialprojekt, und die Bischöfe seien, "bei allem Respekt", gebeten, so gut sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren können, unerkennbar zu sein. Kaum beendet der in seiner Rolle sichtlich unwohle Redner seine Ansage, greifen, einer spontanen Choreographie folgend, vier Bischofshände nach dem Kollar. Der weisse Streifen verschwindet in dunklen Anzugtaschen, Hemdknöpfe werden gelockert. Im zweiten Akt des faszinierenden Schauspiels wandern nun die Pektoralien in die Tasche. Die Wirkung ist immerhin derart, dass der Gastgeber des darauffolgenden "delikaten Besuchs" einen Moment lang suchend verweilt, bevor er leicht zögerlich die verwandelten Vier in der Menge ausmacht...

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