Die Türen zum kleinen Fitness-Studio inmitten des
Altstadt-Souks sind verschlossenen. Es ist „Frauenstunde“, wie jeden Tag ab 16
Uhr, und mehr oder minder leicht bekleidet und ohne die übliche Kopfbedeckung
schwitzen sie unter Anleitung von Trainer Georges vor sich hin, Musliminnen,
Jüdinnen und Christinnen, Einheimische und eine kleine Handvoll Zugereiste.
Schon an einem „normalen“ Nachmittag ist die Szenerie in der mit christlichen Graffiti
verzierten „Mucki-Bude“ speziell. Dieser Nachmittag ist nicht normal. Eine der
Angestellten, Diabetikerin, erleidet einen Zuckerschock, der medizinische Hilfe
verlangt. Die eilends herbeigerufenen Sanitäter von der Freiwilligen-Ambulanz
„United Hatzalah“ sind schnell zur Stelle. Die verschlossenen Türen öffnen sich
und herein kommt ein orthodoxer Sanitäter mit Rettungskoffer. Gerahmt von uns
Frauen auf Laufbändern, Trimmrädern und sonstigem Gerät bahnt er sich den Weg
zum Notfall im hinteren Teil des Raumes. Minuten später vergrössert sich der
Rettungstrupp um ein paar weitere offensichtlich religiöse Vertreter, die sich
mit professioneller Effizienz nichts anmerken lassen. Nach eine
Viertelstunde schliessen sich die Türen hinter den schläfenbelockten Rettern
und ihrer Patientin. Die Angestellte hat den Zwischenfall ohne Schaden
überstanden. Es bleibt der Eindruck einer wahrlich surrealen Szene. So möglich vermutlich
nur in Jerusalem …
(Bilder: Micha El)
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