Die Gruppe in den einheitlich lilafarbenen T-Shirts fällt auf in Jerusalems Strassenbahn. Viele Passagiere blicken von ihren Smartphones auf, mal unangenehm berührt, mal belustigt, oft mit Interesse. Die zweisprachige Botschaft steht weiss auf lila Grund: "Yalla, wir sprechen Arabisch in Jerusalem". Über hundert Schüler und Lehrer tragen heute Lila und sprechen Arabisch. Sie wollen für mehr Präsenz und Akzeptanz der "Landessprache Arabisch" in Israel werben und ein solidarisches Zeichen gegen Rassismus setzen.
Die Strassenbahn ist ein gut gewählter Ort. Nicht nur verbindet sie den arabischen Osten und jüdischen Westen der Stadt. Sie ist auch eine Art Gradmesser für Spannung und Entspannung in der Stadt. Verschärft sich der Konflikt, wird die die knapp 14 Kilometer lange Verbindung zwischen schon mal Ziel von Gewaltausbrüchen. Manchmal reicht es, arabisch zu sprechen, um zu deren Opfer zu werden.
Die meisten Fahrgäste an diesem Tag stimmen den Schülern zu: Jeder im Land sollte Arabisch lernen. Manche von ihnen lassen sich an Ort und Stelle auf die ersten Gehversuche in der Nachbarsprache ein, für die meisten bleibt es ein Lippenbekenntnis. "Ein Wort hier, ein Wort da: so dringt die Botschaft Wort für Wort ein", sagt ein Teilnehmer pragmatisch. Bis zur Zweisprachigkeit des Landes ist es noch ein langer Weg, das wird spätestens auf der Rückfahrt deutlich. Drei Palästinenser, die sich etwas lauter auf Arabisch unterhalten, ernten unmissverständliche Blicke und das ein oder andere "Schhh" von ihren jüdischen Mitreisenden.
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