Jerusalem ist eine sensible Stadt, und in ihr ist jene Stelle, an der einst der jüdische Tempel stand und heute die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom stehen, die sensibelste. Das musste unlängst eine Gruppe ranghoher Vertreter der beiden grossen Kirchen in Deutschland erfahren: Als "Geste der Zurückhaltung" verdeckten katholische und evangelische Bischöfe als ökumenische Heiliglandpilger beim Besuch von Tempelberg und Klagemauer ihre Brustkreuze. Was als Zeichen des Respekts gegenüber den muslimischen und jüdischen Gastgebern gedacht war, rief in vielen Medien und sozialen Netzwerken massive Kritik hervor. Im Spiegel jener, die nicht dabei waren, wurde aus interreligiöser Sensibilität eine verweichlichte Unterwerfung unter den Islam, von einer einwöchigen Reise im Zeichen von Gemeinsamkeit und Versöhnung blieben emotionale Grabenkämpfe um äussere Symbole im Gedächtnis. Die Frage, die sich manchem Jerusalembewohner dabei stellt: Wie sollen die Konfliktbeteiligten vor Ort je zueinanderfinden, wenn es schon den unbeteiligten Gäste "von Aussen" nicht ungestraft möglich ist, mit kleinen Zeichen auf den anderen zu- und so vielleicht mit gutem Beispiel voranzugehen?
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