Freitag, 11. November 2011

Nachwirkungen

John ist aus Alaska, "Christ, aber kein Katholik". Nach Washington ist er zum Marathonlauf gekommen, und beim Frühstück im Hostel kreuzen sich unsre Wege.  John kennt sich erstaunlich gut aus in Sachen Religion, hat zu allem eine Meinung, mit deren Äusserung er die verbliebene Stunde bis zu unsrer Abreise füllt - die Hebräischhausaufgaben ziehen erneut den Kürzeren. John liegt nicht unbedingt mit allen seinen Ansichten auf meiner Wellenlänge, aber er passt auch nicht in die üblichen Schubladen. Mit dem Papst geht er dahingehend überein, dass Frauen kein Mandat für Weiheämter haben. Die sephardische Synagoge auf der Upper Eastside NY verkörpert für ihn eindeutig muslimisch inspirierte Architektur. Es folgt ein historischer Exkurs über die Juden und Muslime in Nordafrika und Südspanien. Sprung zurück in der Zeit, Rom in den 70er Jahren n. Chr., der Titusbogen. Die Geschichte ist so aktuell, sagt John. Die paganen Römer haben den jüdischen Tempel zerstört. Seither ist der Tempelberg eine der heiligsten muslimischen Stätten - und der Nahostkonflikt geboren. Und - endlich kommt John an des Pudels Kern - seither gibt es kein jüdisches Opfer mehr. Wobei wir wieder bei den Christen wären, schließlich braucht es seit Jesus kein weiteres Opfer mehr. Das alles, schließt John, kann doch kein Zufall sein...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen