
Dass Gemmayze aber mehr ist als Nightlife und Lärm, das wollten die jungen Christen des Viertels zeigen. An einem Samstagabend, zur Prime Time der Partygänger, versammelten sie sich zu Dutzenden an einem Ende des Viertels, um, von einer Handvoll Polizisten und Soldaten begleitet und gegen die Verkehrsrichtung der Einbahnstrasse, in einer Prozession zur am andren Ende liegenden Kirche zu pilgern. Vorweg ein Franziskaner und drei Junge mit Weihrauchfässern, dazwischen vielleicht 60 junge Christinnen und Christen, Kerzen und Christusikonen in den Händen, die den Rosenkranz beten und fromme Lieder singen. Zugegebenermassen ein skuriles Bild. Vorbei an grossen Leuchtreklamen, an Diskotheken und Restaurants mit klingenden Namen wie "the Venue", "Lord of the Wings" oder "Hipnotic" geht es durch die aufgestylte Menge.
Die Blicke, die der ungewöhnliche Tross ernten, sind spannend. Nicht weniger spannend sind die Reaktionen der Passanten und Beobachter. Restaurantangestellte, die sich für eine Pause aufs Trottoir gesetzt haben, erheben sich respektvoll. Ein Arbeiter beeilt sich seine Zigarette zu beenden, um die vorbeiziehende Ikone zu küssen. Eine junge Dame in schulterfreiem Abendkleid löst sich vom Arm ihres Begleiters und bekreuzigt sich. Immer wieder stoppen Passanten während der anschliessenden Messe an den offenen Kirchentüren ...
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