Sonntag, 5. Mai 2013

Secunda Volta

Fünf Wochen ist es her, das "wir Katholiken" Ostern gefeiert haben, Weihnachten steht fast schon wieder vor der Tür (das scheinen auch meine Nachbarn zu finden, die an diesem Wochenende im Wechsel Auferstehungshymnen und Weihnachtslieder abspielen, aber naja, schliesslich ist das "Mysterium immer ganz"). Zeit für Ostern Nummer zwei, eine ganze Spur grösser, was den Andrang und die Sicherheitsvorkehrungen angehen, und laut dem julianischen Wochenende dieses Jahr halt erst jetzt, fünf Wochen später. Die Jerusalemer Altstadt spricht auf einmal griechisch oder russisch, und der Besucherstrom – für die drei österlichen Tage mit tatkräftiger Beihilfe der israelischen Sicherheitskräfte – macht aus den engen Gassen einen wahren Hindernislauf. Schon in der Nacht vom Freitag gleicht die Altstadt einem Hochsicherheitstrakt. Die Zuwege sind gesperrt, und es kostet mich eine gute Viertelstunde Diskussion mit den freundlichen Polizisten an der Absperrung kurz vor meiner Wohung, damit sie mich um halb zwei in der Nacht auch tatsächlich zu meinem Bett vorlassen – der deutsche Pass ist zwar schön und gut, aber meine hiesige Adresse steht halt nicht drin ...
Um 7 Uhr am nächsten Morgen muss aus dem Haus, wer das "Privileg" hat, über eine Pressekarte und entsprechende Akkreditierung zu verfügen, um zum Hauptspektakel, der Zeremonie des "Heiligen Feuers" am Samstagmittag in die Grabeskirche vorgelassen zu werden. Genaue Zahlen gibts zwar nicht, aber die Polizei geht von ca 20-30.000 Besuchern allein zu dieser Partie vom Triduum II; aus Sicherheitsgründen wird aber nur ein knappes Drittel den Weg durch die diversen Abschrankungen bis in die Kirche machen. Die Presse hat "Glück": Mit persönlichem Geleit geht es vom Zionstor zur Grabeskirche (dumm nur, wenn man nahe der Grabeskirche wohnt und vorher auf der Strecke zum Treffpunkt am Zionstor ein gefühltes Dutzend Checkpoints passieren musste). Dann heisst es warten. Auf den Einlass. Auf den Beginn der Feier. Auf das Feuer. Als schliesslich nach Stunden des Wartens Feuer aus dem Grab in den Kirchenraum gereicht wird, verbreitet es sich in Sekundenschnelle durch die Kirche und über den Kirchplatz in die ganze Stadt. Und zieht selbst den erschöpftesten Beobachter schlicht in seinen Bann.

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