Fünf Wochen
ist es her, das "wir Katholiken" Ostern gefeiert haben, Weihnachten
steht fast schon wieder vor der Tür (das scheinen auch meine Nachbarn zu
finden, die an diesem Wochenende im Wechsel Auferstehungshymnen und
Weihnachtslieder abspielen, aber naja, schliesslich ist das "Mysterium immer
ganz"). Zeit für Ostern Nummer zwei, eine ganze Spur
grösser, was den Andrang und die Sicherheitsvorkehrungen angehen, und laut dem julianischen
Wochenende dieses Jahr halt erst jetzt, fünf Wochen später. Die Jerusalemer
Altstadt spricht auf einmal griechisch oder russisch, und der Besucherstrom –
für die drei österlichen Tage mit tatkräftiger Beihilfe der israelischen
Sicherheitskräfte – macht aus den engen Gassen einen wahren Hindernislauf. Schon
in der Nacht vom Freitag gleicht die Altstadt einem Hochsicherheitstrakt. Die
Zuwege sind gesperrt, und es kostet mich eine gute Viertelstunde Diskussion mit
den freundlichen Polizisten an der Absperrung kurz vor meiner Wohung, damit sie
mich um halb zwei in der Nacht auch tatsächlich zu meinem Bett vorlassen – der deutsche
Pass ist zwar schön und gut, aber meine hiesige Adresse steht halt nicht drin ...
Um 7 Uhr am
nächsten Morgen muss aus dem Haus, wer das "Privileg" hat, über eine
Pressekarte und entsprechende Akkreditierung zu verfügen, um zum
Hauptspektakel, der Zeremonie des "Heiligen Feuers" am Samstagmittag
in die Grabeskirche vorgelassen zu werden. Genaue Zahlen gibts zwar nicht, aber
die Polizei geht von ca 20-30.000 Besuchern allein zu dieser Partie vom Triduum
II; aus Sicherheitsgründen wird aber nur ein knappes Drittel den Weg durch die
diversen Abschrankungen bis in die Kirche machen. Die Presse hat
"Glück": Mit persönlichem Geleit geht es vom Zionstor zur
Grabeskirche (dumm nur, wenn man nahe der Grabeskirche wohnt und vorher auf der
Strecke zum Treffpunkt am Zionstor ein gefühltes Dutzend Checkpoints passieren musste). Dann heisst
es warten. Auf den Einlass. Auf den Beginn der Feier. Auf das Feuer. Als schliesslich
nach Stunden des Wartens Feuer aus dem Grab in den Kirchenraum gereicht wird,
verbreitet es sich in Sekundenschnelle durch die Kirche und über den Kirchplatz
in die ganze Stadt. Und zieht selbst den erschöpftesten Beobachter schlicht in
seinen Bann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen