"Bitte kein Bild mit dem Allerheiligsten Sakrament vor der Moschee, das ist nicht unser Terrain!" Erstmals solange die Erinnerung der Beteilgten zurückreicht, gibt es in diesem Jahr im Beiruter Ausgehviertel Gemmayzeh eine Fronleichnamsprozession. Fronleichnam ist ein schwieriges Fest. Demonstrativ. Zurschaustellend. Und doch geht es bei der Erstauflage im Multi-Kulti-Beirut, anders als man es auf den ersten Blick erwarten könnte, hier nicht um das Markieren von christlichem Terrain in Abgrenzung zum muslimischen Feld.
"Die Strasse hier", erhebt ein Teilnehmer und Bewohner des Viertels an einer der Stationen das Wort, "verbindet seit dreitausend Jahren Beirut mit Biblos. Seit der frühesten christlichen Zeit fanden sich Kirchen rechts und links des Wegs." Dort, wo heute Bars und Restaurants für ein lautes Nachtleben sorgen und schicke Luxusbauprojekte für steigende Mieten sorgen. "Gemmayzeh ist nicht nur für den Ausgang, sondern auch für das Gebet", liest sich auf der herzförmigen Spruchtafel eines der kleinsten Prozessionsbesucher. Das eigene Viertel wiedergewinnen und dort bezeugen, es gibt uns noch, die Christen, die an ihrem Viertel und seinem Gebetsleben festhalten, das ist ein Anliegen der Prozession.
Und die Reaktion? Kein peinliches Weg- oder belustigtes Zuschauen, wie man es in einem vergleichbaren Viertel einer europäischen Hauptstadt erwarten dürfte. Angestellte der Etablissements rechts und links des Wegs legen für einen Moment die Arbeit nieder, um den Segen zu empfangen...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen