Donnerstag, 11. Juli 2013

Seltene Momente

Ein vollbesetztes Kino, bunte Mischung à la Jerusalem. Auf dem Podium: eine jüdische Israelin, die im soeben gezeigten Film "Attack" eine palästinensische Selbstmordattentäterin spielt, an ihrer Seite ihr arabisch-israelischer Filmmann. Dahinter, im Jumbo-Format, der libanesische Regisseur, per Skype aus Beirut zugeschaltet. Der klatschenden Beifall erhält, als er auf die Frage einer jungen Israelin im Publikum erzählt, wie sehr es ihm im Land gefallen habe. Dass Israelis ja auch Menschen sind, mit denen man an einem Tisch sitzen, Kaffeetrinken und Reden kann. Ebenso voll, ebenso bunt derselbe Saal ein paar Tage später. Diesmal auf und vor der Leinwand: der iranische Filmemacher, der sich als Atheist auf die Suche nach dem Geheimnis der Baha'i-Religion macht. Der auf die Bühne tritt mit "I love you all". Der sich die Frage stellt, wie die Macht von Religion dem Frieden dienen könnte. Der eine Ehrung empfängt, nur um diese sogleich weiter zu reichen an einen ruandischen Baha'i, der seine Familie in einem Massaker verlor und der trotzdem an Frieden und Versöhnung glaubt. Seltene Momente, die Gänsehaut aufkommen lassen. Vielleicht gerade deshalb, weil für einen Moment lang greifbar wird, was möglich wäre. Und doch so unmöglich scheint.



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