Donnerstag, 24. Oktober 2013

Bibellesen hilft

Es ist kurz vor eins, als ich die Botschaft betrete. Laut Internetauskunft ist sie bis drei geöffnet. Nicht so die Konsularabteilung, wie ich kurze Zeit später am Schalter erfahre. Die schliesst um eins, und in zehn Minuten könne man mir beim besten Willen kein Visum ausstellen. Alles Bitten und Betteln und selbst der Augenaufschlag bleiben erfolglos. Es folgen lange Erklärungen zum Computersystem, das nur innerhalb des entsprechenden Zeitfensters offen ist. Ich dürfe meinen Pass aber gern da lassen und den Antrag ausfüllen, dann könne ich das Visum am Sonntag abholen. Zähneknirschend mache ich, was man mir sagt und überreiche Pass und Formular.
Was genau arbeitest Du? will mein Gegenüber hinter der Glasscheibe beim Blick auf das Papier wissen. Journalistin? Katholisch? Liest Du auch in der Bibel? "Darf ich Dir ne Frage stellen?" Ich nicke. Of course. "Ok. Wenn du das weisst, dann kriegst Du Dein Visum noch heute: Wann hat Jesus zum ersten Mal gesprochen, in welchem Alter?" Offenbar lasse ich mir nicht allzu sehr anmerken, wie perplex ich ob dieser Frage bin. "Mit seinen Eltern im Tempel!" (Die Feinheiten der verschiedenen Traditionen spare ich mir). Mein Gegenüber strahlt. Zwei Minuten später hab ich mein Visum. Und die Email-Adresse des neugierigen Fragers: "Schick mir doch mal, was Du so schreibst!"

1 Kommentar:

  1. Das war aber nicht so wahnsinnig schwierig - für jemand, der christlich sozialisiert ist - oder?

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