Die Laudes an diesem Tag ist
früher als gewöhnlich – und das trotz Feiertag. Zuviel gibt es auf der
Baustelle noch zu tun, ein paar Stunden vor der offiziellen Einweihungsfeier. Bis
spät in die Nacht haben die Handwerker gewerkelt (und wie es sich für eine
richtige Baustelle gehört, ist auch längst nicht alles fertig geworden). Jetzt
warten die neuen Räume auf den Putztrupp, der in der wenigen verbleibenden Zeit
bis zur Ankunft der Gäste ganze Arbeit leistet. Nicht weniger als acht Bischöfe
und Äbte gehören zu den Ehrengästen, von der ganzen Riege Priester, Mönche, Fotografen,
Journalisten, Handwerker und dem normalen "Fussvolk" ganz zu
schweigen: Ein neues Kloster weiht man schliesslich nicht alle Tage ein. Entsprechend gut
ist die Laune, und immer wieder gerät der Prozessionszug ins Stocken, weil der
eigens aus Köln zur Einsegnung eingeflogene oberste Hausherr des neuen Klosters,
Joachim Kardinal Meisner, rechts und links des Prozessionswegs ein Kind segnet
und mit den umstehenden Gläubigen scherzt.
Das Leben Jesu, dessen Spuren
nirgends so greifbar sind wie im Heiligen Land, ist die normative Orientierung
für das monastische Leben, betont der Kardinal mit ausschweifenden Gesten in
seiner Predigt. In seine Fussstapfen, die nicht verwischt werden dürfen, gelte
es zu treten: "Ihr Mönche und Schwestern, Ihr seid das
Spurensicherungskommando Gottes auf Erden." Nicht "Insel der Seligen",
sondern vorgelebter Glaube sei das Kloster, und "weil das für uns so
wichtig ist, damit wir Gott und den Menschen nicht aus dem Blick verlieren, lassen
wir uns das auch etwas kosten!"
Es ist ein untypischer Bau für
die Region, modern und klassisch zugleich: Helle Räume mit interessantem
Lichtspiel, lange Korridore, verwinkelte Treppen und ein grosser Innenhof, der
Geduld und Kreislauf der Gäste der Einsegnung später am Tag ein wenig auf die
Probe stellen wird: Gute 30 Grad warm ist es an diesem Himmelfahrtstag, weit
entfernt noch von den Höchsttemperaturen, die im Sommer am See Genezareth
durchschnittlich herrschen. Das Olivenbäumchen in der Mitte, obwohl schon
von stattlichem Alter, spendet nur wenigen Schatten, die anderen suchen
Sonnenschutz auf der Galerie im ersten Stock oder gehen gleich ins kühle Innere
(und neugierig auf Entdeckungstour).
Letzte Station der Segnung ist
das neue Refektorium, und ein gut gelaunter Hausherr hat die befreienden Lacher
auf seiner Seite, als es heisst "Masshalten soll man nicht nur beim Essen
und Trinken, sondern auch beim Beten!" Jetzt folgt der gemütliche Teil: Grillparty
im Garten, gefolgt von einem kühlenden Bad…
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