Montag, 30. Dezember 2013

The messiah is here

"Just like the Son of God who looks out from the painting on the wall of his home in Nazareth, who carried the cross on his back, the same is true of priest Gabriel Nadaf, who carried the heavy burden on his back - to lead the Christians in Israel to enlist in the Israel Defense Forces. The messiah is here, my friends, a messiah with a Negev machine gun."
Gilad Sharon, Sohn des früheren israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon, gegenüber der hebräischsprachigen Zeitung Yedioth Ahronoth zum Thema Christen und Armee (zitiert nach Haaretz, 30. Dezember)

Samstag, 28. Dezember 2013

Laute stille Nacht und die Nudeln von Abbas




Laut und bunt war sie wieder einmal, die "heilige Nacht" in Bethlehem. Pfadfinder mit Dudelsack und Trommeln im akkustischen Wettstreit mit den Lautsprecherboxen der Souvenirshops, ein kurzer Moment der Anspannung, als die feiernden Massen gegen die Menschenkette aus Polizisten drängt, ein kleiner Schreck, als in dem Gedränge ein Mitfeiernder mit Herzanfall zu Boden stürzt. Und dann gab es ihn doch, den unerwarteten Moment völliger Stille und Andacht inmitten des Trubels, das Geschenk, hinter schon verschlossenen Kirchentüren (fast) allein in der Geburtsgrotte zugegen sein zu dürfen, als die letzten Vorbereitungen für die nächtlichen Prozessionen abgeschlossen werden.


Ein kurzer Moment nur, bevor wegen der Sicherheitsmassnahmen für Ehrengast Abbas die Internetsignale während dreieinhalb Stunden nicht mehr funktionieren, bevor die Security das unüberwindliche Hindernis zwischen uns und dem Abendessen darstellt. Bevor die Kälte und die Müdigkeit wirklich mühsam werden und zu guter Letzt der Strom ausfällt. Ein weiterer Moment, als hoher Besuch im quasi abgeriegelten Büro vorbeischaut, um uns für unsere Arbeit zu danken. Als dann schliesslich doch eine Kollegin mit Abendessen ("die Nudeln von Abbas") den Weg durch alle Absperrungen ins improvisierte Medienzentrum schafft. Als nach aller Anspannung des Tages gegen Mitternacht das Gloria erklingt:

الـمَجدُ للهِ في العُلى
وعلى الأرضِ السلام
وبالناسِ المسرة






Donnerstag, 19. Dezember 2013

Relativ

Zugegeben. Nach der ersten freudigen Aufregung über Schnee und einem gewissen Amusement über das daraus resultierende Chaos hat der Wintereinbruch vor allem unangenehme Folgen. Im Kühlschrank fühlt es sich wärmer an als in der Wohnung (nur das selbiger zu klein ist um darin zu überwintern), der langsam (!) schmelzende Schnee tropft an der ein oder anderen Stelle von der Decke in die Wohnung und zweitweise gabs nicht mal mehr Brot und Milch im Supermarkt (wie auch, wenn die Strassen gesperrt sind). Das Heisswasser tröpfelt in so geringen Mengen, dass es kalt ist, bevor es am Körper ankommt und die Gasflasche ist natürlich gerade jetzt leer. Und trotzdem zeigt das nur, wie glücklich verwöhnt wir an den meisten anderen Tagen sind. Und es gibt einen hauchdünnen Einblick in das, was Hunderttausende Flüchtlinge in der Region gerade durchmachen. Ohne die vier Bettdecken und die Möglichkeit, sich im nächstgelegenen Café von Zeit zu Zeit etwas aufzuwärmen.
Eine Weihnachtskrippe hat die syrischen Flüchtlinge zum Thema (©TBM)

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Freitag, 6. Dezember 2013

Mit der Lupe

"The first, most prominent thing that connects the Vatican with Israel is that they are two of those political entities that you need a magnifying glass to locate on the globe. In parallel, both suffer from the same problem of having a self-image inflated far beyond its true size. Or, to put a finer point on it, both presume to supposedly embrace the entire world with love, and to insist on deciding what’s good for it and what isn’t."
Benni Ziffer im Kommentar "Israel and the Vatican, two empires of kitch", über Ähnlichkeiten den beiden Staaten (Haaretz, 6. Dezember)

Grad mal 120 Jahre her ...


Donnerstag, 5. Dezember 2013

Es regnet, Gott segnet ...


Da muss jemand einen echt guten Draht haben nach oben. Kaum haben sich Israels Oberrabbiner und Oberkatholiken vereint im Aufruf an ihre jeweiligen Schäfchen, zum ersten Advent (respektive Chanukka) besonders um Regen zu beten, öffnet der Himmel alle Schleusen. Vom Gewitter über Nebel, Regenbogen und überflutete Strassen war heute alles dabei, was sonst in diesem Landstrich eher selten ist. Anbetracht des laut israelischem Wetterdienst bisher trockensten und wärmsten Winters seit mindestens 55 Jahren dürfte es auch egal sein, welche der Denominationen nun auf die offenen Ohren seines Herrgotts stiess - Hauptsache der nasse Segen strömt noch ein bisschen weiter... (eine weniger glorreiche Idee ist es freilich, an einem Tag wie diesem Bewässerungssysteme besichtigen zu gehen ...)

Licht statt Terror



Sie nennen sich "Tag Meir" - "Schild des Lichts". Ein Wortspiel gegen "Tag Mehir" - "Preisschild", jener terroristischen Gruppe jüdischer Extremisten, denen in den vergangenen zwei Jahren immer wieder Moscheen, christliche heilige Stätten, jüdisch-arabische Begegnungsstätten zum Opfer fielen. Licht statt Terror, so der einfache Slogan, unter dem "Tag Meir" zusammen mit anderen zum letzten Chanukka-Abend eingeladen haben. Ein leuchtendes Beispiel in dunkelsten Zeiten wollen sie setzen. 
Die Eskalation der Gewalt gegen alles, was "anders" ist, ist erschreckend. Erst waren es Grafitti, dann zerstochene Autoreifen und zerschlagene Grabsteine. Eine hebräischsprachige Zeitung macht in einem suggestiven Artikel die Christen selbst für das Geschehene verantwortlich. Inzwischen hat die Stufe der Gewalt ein ganz anderes Niveau erreicht. Zwei Menschen wurden angegriffen. Ein Jude, ein Araber. Noch erschreckender als das Level an Gewaltbereitschaft einiger weniger im Namen ihres Gottes ist für mich jedoch die Ignoranz der breiten Masse. Oder, um einen Freund in seiner Reaktion auf besagten Zeitungsartikel zu zitieren: "Sieht doch so aus, als hätte die Polizei die Sache im Griff!" Genau deshalb liegt der Araber auch immer noch mit schwersten Verletzungen im Krankenhaus. Und genau deshalb ist es gut, dass wenigstens ein paar "Licht ins Dunkel" bringen wollen.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Richtwerte

Mit Zahlen hat man's nicht so in Palästina (und Frau, also Bürgermeisterin oder Tourismusministerin, auch nicht). Wieviele Christen es eigentlich gibt in Bethlehem? Reitet doch nicht immer auf den Zahlen rum, lautet die Antwort. Wir sind wenige, aber wir sind keine Nummer. Bei der Zahl der palästinensischen Guides, die eine Einreisegenehmigung für Jerusalem haben, schwanken die Angaben um plus minus fünf - bei insgesamt unter 50 immerhin ein Unterschied von zehn Prozent. Für Gazas Christen will man am vergangenen Weihnachten 5.000 Ausreisegenehmigungen beantragt haben. Bei insgesamt verbliebenen 1.200 Christen wollte man da wohl auf Nummer sicher gehen. Wieviele Besucher für die bevorstehenden Weihnachtsfeierlichkeiten in Jesu Geburtsstadt erwartet werden finde sie eine gute Frage, meint deren Bürgermeisterin. Die habe sie sich (und anderen) auch schon gestellt.
Immerhin. Die Tendenzen der durchschnittlichen Antworten scheinen zu stimmen. Die Zahl der Touristen steigt, die Zahl der Christen nimmt prozentual zur Gesamtbevölkerung ab und Gazas Christen kriegen schwerlich einen Ausreisegenehmigung. Nicht mal zu Weihnachten. Und wie hoch der Weihnachtsbaum nun tatsächlich ist, ist ja auch eigentlich nicht so wichtig. Die Preisfrage wäre wohl eher, wieviele Kugeln an ihm hängen...

Und so wird er geschmückt ...