Das Jerusalem-Syndrom ist diese Woche erneut
ausgebrochen. Ein religiöser muslimischer Fanatiker hat offenbar versucht,
einen religiösen jüdischen Fanatiker zu ermorden. Beide waren religiös, angeheizt
durch vergleichbaren Fanatismus und gespalten durch einen umstrittenen Berg.
Viele sind vertraut mit dem Jerusalem-Syndrom, jener psychischen Störung, die
Jerusalemer wie Besucher der Stadt trifft. Ihre Opfer sind plötzlich besessen
von einer tiefen spirituellen Überzeugung, göttliche oder messianische Kräfte
zu haben. Das Resultat ist üblicherweise ein ernsthafter Schaden für sie selbst
und jeden, der mit ihnen in Kontakt kommt. In den letzten Jahren habe ich
gelegentlich das Gefühl, dass das Jerusalem-Syndrom eine israelische Mainstream-Partei
geworden ist, deren Leute die empfindlichsten Positionen im Land besetzen – in der
Regierung, in der Armee und der Jerusalemer Stadtverwaltung."
Der israelische Politiker und frühere Parlamentssprecher
Avraham Burg in seinem Meinungsbeitrag "Das Jerusalem-Paradox im Herzen
Israels" für die israelische Tageszeitung "Haaretz" (31. Oktober).
Aktueller Anlass ist der Angriff eines Palästinensers auf einen radikalen
jüdischen Tempelberg-Aktivisten in der Nacht zu Donnerstag, der zu einer
weiteren Anspannung der Sicherheitslage in Jerusalem geführt hat.
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