Donnerstag, 24. Dezember 2015

Das verflixte siebte Jahr

Es ist das siebte Weihnachtsfest, dass ich dort verbringen darf, wo so viele gerne mal Weihnachten feiern würden: da, wo alles angefangen hat, in Bethlehem. Es ist wie seit 2009 der längste Arbeitstag im Jahr, und doch ist es dieses Mal irgendwie anders. Ein richtiger Weihnachtsfreak war ich nie, doch wo sich in den Vorjahren spätestens mit dem Eintreffen des Patriarchen am Checkpoint nach Bethlehem - trotz der unschönen Kulisse - ein festliches Gefühl einstellte, blieb sie dieses Jahr aus, die Weihnachtsstimmung. Menschenleer ist die Strasse, die vom ersten Checkpoint-Tor zum Korridor von Rachelsgrab führt. Nur spärlich sind die Strassen in Richtung Geburtskirche gesäumt. Erst in den engen Gassen der Altstadt, durch die wie üblich die Pfadfindergruppen den Autokonvoi anführen, wird es ein bisschen knubbeliger. Auffallend ist aber vor allem die grosse Anzahl von Polizei und Sicherheitskräften. Am Nachmittag auf dem Krippenplatz stellen sie fast die Mehrheit. Auch hier ist die Atmosphäre spürbar gedämpft. Und die Scharfschützen auf den Dächern rundherum helfen nicht gerade, die Stimmung aufzuhellen... Fröhliche Weihnachten gehen irgendwie anders.


Sonntag, 20. Dezember 2015

Die einzige Halbdemokratie des Nahen Ostens

*Von Avraham Burg 

Nehmen wir einmal an, alles, wovon die Verfolger der Rechten träumen, würde wahr: Es gäbe keinen „New Israel Fund“, niemand bräche irgendeine Stille, Gideon Levy verstummte und Amira Hass verschwände. „Haaretz“ ginge den Weg von „Davar“, „Hadashot“ und „Al Hamishmar“ – R.I.P. Meretz stürbe. Ayman Odeh würde aktiv zum Schweigen gebracht. Herzog und seine Labor-Partei setzten ihr geschwätziges Schweigen fort und Rubi Rivlin hätte keine Meinung zu was auch immer. Wahrhaft messianische Tage! Vom Morgengrauen bis spät in die Nacht würden wir auf das bunte ideologische Spektrum hören: von Erel Segal, Irit Linor, Hagai Segal, Sheldon Adelson, Baruch Marzel, Arie und Karni Eldad, Yoaz Hendel und Israel Harel. Niemand würde sie daran stören, Israel zu einem wahrhaft Ausgestossenen zu machen und sich irgendwie verfolgt und arm zu fühlen. Denn diese seltsame Welt – demokratisch und rechtsstaatlich – würde uns aus seiner Mitte auskotzen.

Liebe Leser, dies ist kein Alptraum eines verfolgten Linken. Dies ist die aktive Vision vieler, vielleicht gar der Mehrheit der Vertreter und Abgesandten der Rechten. Und ich sage: Nur zu! Es ist wichtig, dass dies geschieht. Haltet sie nicht auf, im Gegenteil. Nehmt unseren Segen und legt los, mit allem, was ihr habt. Ihr herrscht, ihr seid die Macht, macht es, so sehr ihr es wollt. Vielleicht werden wir uns eines Tages an der Wahlurne treffen (sofern es noch welche gibt). 

Seit vielen Jahren kann die Rechte tun, was immer sie will, in den besetzten Gebieten delirieren, annektieren und diskriminieren, weil die dumme Linke alle ihre Untaten für koscher erklärte. Als sie auf den Hügeln bauten, das Land beraubten und die ursprünglichen Bewohner der besetzten Gebiete vertrieben, liefen wir durch die ganze Welt und beruhigten alle Israel-Unterstützer und uns selbst: Es ist nur temporär, versprachen wir. Nur ein Moment und etwas wird passieren. Clinton wird kommen, Kerry wird zurückkehren, Obama wird eine Rede halten, Netanjahu ist in Bar Ilan. Während also die Rhetorik von der Zwei-Staaten-Lösung in der Welt der Worte gewonnen hat, beherrscht die Besatzungsrechte die Welt der Taten. Und sie ist immer noch sehr hungrig, sie will mehr, sie will sich alles einverleiben. Der Skorpion will den Frosch töten, der ihn wieder und wieder zur anderen Seite des Teiches getragen hat. Es ist an der Zeit, dass alle Prinzen der Linken und ihre Frösche aufhören, sich in den Dienst des Selbstzerstörungsmechanismus der Rechten zu stellen, die in diesen Tagen in Israel mit voller Kraft aktiviert ist. Wir müssen klar und deutlich bekennen: Die rechte Realität ist nicht befristet, die Besatzung ist für immer, und Israel ist ein Staat mit zwei Regimes, gut und wohlwollend für die Juden, schlecht, heimtükisch und diskriminierend für die Palästinenser. Von nun an ist es kein Kampf um die Illusion eines möglichen Friedens an der nächsten Ecke, um eine imaginäre Situation, in der aus dem Nichts heraus die rettende Trennungsvereinbarung geboren wird. Es ist ein Kampf um Leben und Tod zwischen dem Regime eines schlechten Staates und einem Staat, der gut ist für beide Völker.

Die israelische Linke (von der nicht ganz klar ist, ob es sie überhaupt gibt) muss sagen: Wir haben es satt, das kleine Feigenblatt für Eure grossen Eier zu sein. Wir werden sehen, wie Ihr ohne unseren Schutz in die Welt hinausgeht. Wir werden sehen, wie ihr Israel als die „einzige Demokratie im Nahen Osten“ beschönigt – die Demokratie einer Stimme, einer ethnischen Rasse, einer Religion, eines Ministerpräsidenten, einer öffentlichen Meinung. Es gibt solche Modelle in der Welt, Nord-Korea zum Beispiel. Die Haltung der Welt ist entsprechend. Ihr alleine seid verantwortlich und Ihr werdet verantwortlich sein für die Resultate. Und wir müssen dieser schlaffen Linken sagen: Fangt gar nicht erst an mit all diesen dummen, hohlen Argumenten von Verantwortung, und „wir können den Staat nicht aufgeben und vernachlässigen“ und allen diesen Argumenten, die schlussendlich dazu führen, dass Ihr am Regierungstisch sitzt. In einer harten Politik wie der unseren brauchen wir zwei Tugenden, die Ihr beide nicht besitzt. Die erste lautet: Eine vollständige, umfassende Alternative zu bieten und mit aller Kraft, Verbissenheit und Leidenschaft für sie zu kämpfen. Zweitens: Prozesse und Dynamiken reifen und zu einem Ende kommen zu lassen. Niemand hat Euch zu den Erlösern und Rettern der Rechten ernannt! Überlasst dem Bibismus seinen Lauf und er wird von alleine fallen. Er wird in Eure Hände fallen, wenn Ihr mit einer angemessenen Alternative parat steht. 

Jeder muss das Offensichtliche verstehen. In Israel herrscht ein sehr mächtiger kalter Bürgerkrieg zwischen „Im Tirzu“ und „Breaking the Silence“. Erstere sind an der Macht, und trotz ihres Gejammers sind sie die korrupte, barbarische Besatzungsmacht. Demgegenüber muss „Breaking the Silence“ eine starke politische Bewegung werden, die sich nicht nur mit dem schrecklichen Mikrokosmos der Shuhadda-Strasse in Hebron befasst, sondern die das Schweigen über die israelische Täuschung vollständig bricht. Die israelische Demokratie stirbt, und ihre gegenwärtige Lage ist nur eine halbe Demokratie – die einzige Halbdemokratie im Nahen Osten. Dies ist nicht genug. Ob wir schweigen oder nicht, ob wir es wollen oder nicht, diese Tage sind bereits da und die Zeit für den Kampf gekommen – für eine sakulare Demokratie für alle ihre Bürger, in welcher Religion völlig vom Staat getrennt ist, in welcher die öffentlichen Ressourcen fair und transparent zwischen allen aufgeteilt werden, in welcher verfassungsmässig garantierte volle Gleichheit zwischen Männern und Frauen, Mehrheit und Minderheit, Religiösen und Säkularen herrscht und die Frieden sucht, grosszügig und nicht besetzend und nicht annektierend.

Samstag, 19. Dezember 2015

Smalltalk on the Beach

"Welcome to Gaza. So how do you like Gaza? Hilwe, beautiful, right? Are you married? Kids? So you are from Germany. Which football team are you for? And do you also like the jews? Yes, there are some nice people over there. Like in every place there are nice people and less nice. And after all we are neighbors."

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Tabu

"But Breaking the Silence violated the greatest taboo of all: It broke the “code of loyalty” to the lie and thereby created a historic precedent that hasn’t sat well in the belly of the nation, which was educated to blind faith in the sanctity of the army and the purity of its arms. For in a place where the priests of security can do no wrong and the holy vessels in uniform wear the sign of supreme morality around their necks, then even when they kill innocents, not even a shadow of a doubt about their purity can exist. Yet even so, Breaking the Silence, which sought to serve as a cleansing agent for the dark corners that the army carefully hid, has suffered far more than it bargained for."
Haaretz-Korrespondent Zvi Bar'el zu den Bestrebungen von Bildungs- und Verteidigungsminister, den Einfluss der Gruppe "Breaking the Silence" einzuschränken (Haaretz, 16. Dezember)

Sonntag, 13. Dezember 2015

Von Juden und Messern, Glauben und Fanatismus


Mein geliebter Enkel,
Frohe Hanukkah. 

* Von Avraham Burg

Ich möchte Dir eine Geschichte erzählen, über Hanukkah und warum wir es feiern. Es ist eine Geschichte über Juden, Messer, religiösen Glauben und guten Fanatismus. 
Vor vielen Jahren waren Besatzer hier in diesem Land. Wir hatten viele Besatzer, aber an diese erinnern wir uns besonders. Sie hatten nicht einen einzigen Gott wie wir, und keine Rabbiner, die ihnen sagten, was erlaubt und was eine Todsünde ist. Sie waren irgendwie frei. Anfangs haben sie uns nicht davon abgehalten, den Glauben unserer Väter fortzuführen, und wir haben uns nicht an ihren merkwürdigen religiösen Riten gestört. Sie assen und opferten sogar weisses Fleisch. Schwein, weisst Du. Zu einem Opfer kann man nicht "igitt" sagen, mein Liebling, aber es war beinahe "igitt". Obschon sie an Philosophie glaubten, an die Liebe der Weisheit. Sie verehrten viele Götter, sie waren wahrhaft pluralistisch, bewahre Gott. Sie wussten viel über Lehren aus der ganzen Welt und sie verfügten über eine heimtükische Toleranz. Sie nannten es Hellenismus. Stell Dir vor: Ein Volk, das nichts gegenüber fanatisch ist. Ein Volk, das nicht willens ist für die Heiligung Gottes getötet zu werden. Eigenartig, nicht wahr?

Später hatten sie Schwierigkeiten. Ihre Könige, echte Brüder, vergossen einer das Blut des anderen – wie immer bei den Heiden. Am Ende brachten all diese Kriege sie in den Ruin. Also begannen sie, allerlei Heiligtümer auszurauben, so auch unseren geliebten Tempel. Es ist ok, wir litten still, denn es war nur Geld. Eines Tages beschloss einer von ihnen, dass er unsere Unabhängigkeit auf dem Tempelberg nicht mag, in unserem eigenen, privaten Tempel, und er entschied, den Status Quo zu verändern. Weisst Du, das ist Zustand, in dem jeder das tut, was er regelmässig tut. Sie wollten die Herrscher unsres Tempels sein, mit ihren Göttern und ihren Symbolen und ihren Opfern. Ich verstehe nicht, warum sie nicht sensibler waren. Ich meine, im Gegensatz zu ihnen hatten wir keinen Staat. Wir hatten keine Armee und kein eigenes Regime. Nur im Haus Gottes, unserem spirituellen Zentrum, fühlten wir uns zuhause. Es war das Ziel unser Pilgerreise an den Feiertagen. Hier beteten wir, erbrachten unsere Opfer und waren vereint. Plötzlich kamen sie und wollten uns das wenige nehmen, was wir hatten, wegen ihrer politischen Probleme, nicht unserer. Wir waren sehr wütend.

Ich muss Dir erklären, wer "wir" sind. Wir waren damals eine völlig gespaltene Gesellschaft. Arme und Reiche waren abgesondert, das Zentrum und die Dörfer waren getrennt. Nur der Glaube brachte uns zusammen und machte uns einzigartig. Der Tempel war das Zentrum all dieser Krümel. Und dann waren da diese schrecklichen Griechen, die Besatzer. Sie erklärten uns einen Religionskrieg. Sie waren entschlossen, uns zu hellenisieren und so viele ihrer Symbole wie nur möglich in unseren Tempel zu bringen. Sie verunstalteten unsere Sprache und errichteten Strassensperren auf Strassen, die allein unsere waren. Sie kamen in unsere Dörfer, unsere Familien und unsere Seelen. Ich glaube, sie waren überzeugt davon, dass es so etwas wie das Jüdische Volk nicht gibt. Und als wenn das nicht gereicht hätte, kultivierten sie all diese Hellenisten aus unserem Volk. Diese Hellenisten sprachen Griechisch, sie trieben Sport, liebten das Theater, gingen ins Ausland und trugen schöne Kleider, so wie die Griechen. Die Griechen versuchten, unser Leben durch diese VIP’s zu kontrollieren. All jene neuen, arroganten Aristokraten hatten ein gutes Netzwerk und man kümmerte sich gut um sie. Sie reisten von Ort zu Ort, frei und ohne Hindernisse. Sie hatten Geld für die schönen Seiten des Lebens. Nur wir, die Armen und Unsichtbaren, das traditionelle Volk, zahlte den Preis.

Schliesslich haben wir es nicht mehr ertragen. Genug! Wir hatten es satt! Arm zu sein und all die Steuern zu zahlen und den Preis und den Tempelberg zu verlieren. Es war einfach zu viel. Also haben wir uns aufgelehnt. Ein Mann, Matityahu HaCohen, der Hasmonäer, wurde zum Nationalhelden. Ohne Zögern erstach er den führenden griechischen Offizier in Modi'in, und mit ihm ein paar Arschkriecher um ihn herum. Nach diesem gezieltem Töten des Besatzers und seiner verachtenswerten Kollaborateure geriet das Messerzücken für viele Jahre ausser Kontrolle im Land.

Die Nachkommen von Matityahu errichteten uns ein Königtum. Es war eine Art Jüdische Autorität, die für viele Jahre hier herrschte. Weisst Du, was das komische daran ist? Weisst Du, woran es scheiterte und fiel? An der Messerklinge, an den jüdischen Messermännern – den fanatischen politischen Mördern, die das Erbe Matityahus und seiner Söhne lebendig erhielten. Die Griechen waren fort damals. Es gab andere Besatzer – die Römer. „Sika“ in ihrer Sprache ist ein langes, geschwungenes Messer, wie die „Shabria“ der Araber, und mit ihm erstachen sie jeden, der ihnen nicht passte. Sie waren religiöse Fanatiker wie der gute alte HaCohen von Modi’in und stachen und töteten, bis die Stadt zerstört war. 
Aber das ist eine andere Geschichte für ein anderes Fest. Was ich Dir erzählen wollte: Messerstechereien sind Teil unsere Erbes und unsrer wertvollen Erinnerungen. 

Frohe Hanukkah.

(Aus dem Hebräischen übersetzt von Helya Bar-Mag und Andrea Krogmann. Mit freundlicher Genehmigung des Autors)

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Altar der Inkompetenz

"For many years, people – including myself – employed an image used by therapists, according to which we live in a cycle of pathology whereby 'an abused child becomes a violent parent.' The most persecuted nation in the world has been transformed – almost naturally – into a persecutor. I think that the practical and moral validity of this argument has expired, among other reasons due to the pathological usage by the prime minister of our past victimhood in order to justify the sacrifice of two nations on the altar of his incompetence."
Avraham Burg für "Haaretz" (26. November) darüber, warum das gegenwärtige Machtverhalten Israels "sehr unjüdisch", aber "sehr israelisch" ist.

Dienstag, 17. November 2015

Jetzt erst recht

Es sollte ein normaler Freitagabend werden: voller Leben, voller Musik. Stattdessen hinterlässt eine Serie blutiger Anschläge in Paris Angst und Fassungslosigkeit. Viel wurde seitdem gesagt zu dem Horror, der einen eigentlich ohne Worte zurücklässt.
Da sind die grossen Religionsgemeinschaften, die - erwartungsgemäss und gottseidank - das Töten im missbrauchten Namen einer Religion aufs Schärfste verurteilen. Da sind jene, die die «Wir sind Paris»-Rufe kritisieren und fragen: «Warum ruft keiner ‹Wir sind Beirut›?» Und da sind jene, die sagen, sie hätten es schon immer gewusst, wir hätten uns mit den Flüchtlingen den Terror gleich selbst ins Haus geholt.
Und da sind wir. Die vielen. Die wir Angst haben vor dieser neuen Welt, die uns im nahen Paris sehr viel nähergekommen ist, als im fernen Nahen Osten. Die wir trotzig sagen «Jetzt erst recht» und wieder ins Fussballstadion oder in die Konzerthalle gehen. Die wir unsre Facebook-Profilbilder solidarisch in französischen Farben einfärben und vor allgemeiner Islam- und Flüchtlingsfeindlichkeit warnen.
Die Angst ist berechtigt: Der Terror von Paris meinte auch uns. Er meinte unseren Lebensstil, unsere Freiheiten. Ich bin Europäerin. Aber ich lebe in Nahost. Faktisch bin ich eher Beirut als Paris. Trotzdem geht mir Paris sehr nahe. Weil Terror bisher nur in Nahost Alltag war. Dass Terror zum Alltag wird, will niemand. Dass es ihn potentiell auch bei uns solange geben wird, wie wir unsere Freiheit leben, das müssen wir erst lernen. 
Gerade deswegen ist unser Trotz jetzt angebracht. Weil der Terror sonst gewonnen hat. «Wir sind die Freiheit», muss unsere Antwort lauten. Und wer für diese Freiheit aus seiner Heimat fliehen muss, ist bei uns herzlich willkommen. Jetzt erst recht.

Donnerstag, 12. November 2015

Seite an Seite

"Palestinians are here, because they were here in the past - side by side with us, and they aren't going anywhere (...) Separation won't make Palestinians disappear, just like Israel won't transform them into lovers of Zion.
Israels Präsident Reuven Rivlin an der Israel Peace Conference (12. November)

But what are we for?

"Like Lubavitcher Hasids, we refused to admit that our messianic savior was dead. But unlike the joyfully dancing Hasids, we converted all our passion into negative energy. Against Menachem Begin, against Yitzhak Shamir, against Benjamin Netanyahu, against Isaac Herzog, against Shelly Yacimovich, against Labor ... against, against, against.
But what are we for? What’s our alternative proposal? What other way are we advocating? Nada. Zip. Zilch. Ever since Rabin was assassinated we’ve had no real agenda. All we’ve put forth is a bleak and repellent attitude as critics, opponents and, often, as haters."
Haaretz-Korrespondent Ari Shavit in einem Beitrag vom 12. November

Mittwoch, 4. November 2015

Der einzige Fehler...

"Du hast nur einen einzigen Fehler gemacht: Beschlossen, in diesem Land zu leben! Jetzt zahlst Du den Preis." - nüchterne Bottom Line eines guten Freundes zu den Ereignissen bei meiner jüngsten Rückreise nach Jerusalem. Rom - Jerusalem - Frankfurt - Keflavik - Paris lief eigentlich alles ganz gut. Dann kam El Al. An die ausdauernde Befragung habe ich mich mittlerweile einigermassen gewöhnt. Diesmal sind aber so einige Grenzen überschritten worden... 
Als erstes wird mir mitgeteilt, ich dürfe kein Gepäck mit in die Kabine nehmen. Mein Computer, meine Fotoausrüstung, Festplatte mit Fotoarchiv und ein in Glas gerahmtes Foto müssten in den Bauch der Maschine, andernfalls könnte ich ja da bleiben, wenn mir das nicht passt. Während mein Handgepäck also gecheckt wird, werde ich in einen separaten Raum am Ende der Pariser Flughafenwelt gebracht, mit dem Versprechen, mein ordentlich verpacktes Gepäck zu Gesicht zu bekommen, bevor es verladen wird. Bei mir behalten darf ich Pass, Geld, Hausschlüssel und ein Buch. Alles wird auf Sprengstoff überprüft und gecheckt. Währenddessen darf ich mich vor drei jungen Damen ausziehen. Körperkontrolle. "Halb so wild, wir sind ja alle Frauen", der Kommentar einer von ihnen, als mein BH durch den XRay wandert. Mein Portemonnaie bekomme ich in einem Stapel Einzelteilen wieder. "Einpacken bitte erst im Flieger, jetzt ist dafür keine Zeit." Zurück am Gate wartet ein Sicherheitsmensch mit meinem Computer auf mich, vom Rest des Gepäcks entgegen aller Versprechungen keine Spur. Ich solle das Passwort eingeben, und wenn mir das nicht passt, könne ich ja in Paris bleiben... Der Flughafenmensch hat unterdessen ungefähr fünf mal wiederholt, dass sie nicht länger auf mich warten können. Ich raste kurz aus, ergebe mich dann aber doch und tippe mein Passwort ein. Mein Computer verschwindet, der Sicherheitsmensch ruft mir hinterher, mein Gepäck werde nicht mit derselben Maschine nach Israel fliegen, sondern erst am nächsten Morgen. Ich soll meine Telefonnummer hinterlassen, damit sie mich anrufen können, wann das Gepäck nach Jerusalem gebracht wird. Mein Telefon ist aber im Gepäck, das man mir weggenommen hat. Ich gebe die Adresse eines nahegelegenen Hotels an und boarde. 
Nach langem Beherrschen fliessen auf dem Rückflug dann doch die Tränen der Erschöpfung und der Demütigung, daran ändert auch der freundliche El-Al-Steward nichts mehr. Der Flieger landet mit einer Stunde Verspätung (wofür dichter Nebel in Paris und nicht mein Security-Check verantwortlich ist), ich werde zum Lost&Found-Schalter aufgerufen. Auch mein in Island eingechecktes Gepäck ist nicht in Tel Aviv angekommen. Morgen früh, heisst es, habe ich alles wieder. Am nächsten Morgen ist von keinem meiner Gepäckstücke eine Spur, auch diverse Anrufe bei El Al bringen mich nicht weiter.  Ein Anruf und eine Mail an die deutsche Botschaft sind nicht wirklich hilfreich. Freundlich wird mir mitgeteilt, man wisse über die teils unangenehmen Behandlungen, aber ich könne ja demnächst eine andere Airline nutzen. Es werden mehr als 24 weitere Stunden vergehen, bis das letzte Teil ankommt.

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Spiel mit dem Feuer

"The current outbreak of violence, on both sides of the Green Line, also has roots that aren’t religious (nationalism, the occupation, economics, demography, despair, frustration, populism), but religion serves as the chief instigator. Karl Marx, who was right about so many things, was wrong when he termed religion “the opiate of the masses.” Opiates have a calming effect. In the Holy Land, as in other places, religion is the gunpowder of the masses, and elected officials on both sides are putting matches to it."
Gott ist eine starke Marke, meint Uri Misgav in seinem Haaretz-Kommentar (14. Oktober) zur religiösen Komponente in der jüngsten Gewalt. Wenn es ihn gäbe, so Misgav, würde er diesen Wahnsinn nicht zulassen.

Donnerstag, 17. September 2015

"We want the community to flourish"

President Reuven Rivlin's Address
To the Council of the Bishops' Conferences of Europe
Wednesday, 16 September 2015 / 3 Tishrei 5776



His Eminence Cardinal Peter Erdo, His Beatitude, Fuad Twal, Latin Patriarch of Jerusalem, bishops, cardinals, distinguished guests, welcome to my home, welcome to Jerusalem, welcome to Israel. Thank you for visiting today, as we say in Hebrew, 'Bruchim HaBaim' bless you all.
Dear guests, you are here in the Holy Land during the holy days. As our Muslim citizens, celebrate Eid El-Adha in another week, for us, it will be Yom Kippur when we fast and ask God to write us in the Book of Life. Yesterday, we celebrated Rosh Hashanah, the beginning of a New Year; which we hope will be a year of tolerance and understanding. Yet, on the evening of Rosh Hashanah, Alexander Levlovitz, a Jerusalemite, a family man, was murdered when terrorists threw rocks at his car, forcing him off the road. This bloody attack shows us once again that terror is terror – whether with rocks, guns or other weapons – and it shows us we must act firmly against all terrorism.
Two weeks ago I met Pope Francis, and told him of my memories, of Yom Kippur, growing up in Jerusalem, before the State of Israel was established. I remember holding my father’s hand as we walked to the Western Wall to hear the blowing of the Shofar at the end of the fast. But even at this holy hour, we could not blow the Shofar and anyone who did was arrested. As a young child, I promised myself to fight with all my ability so that no one - Jew, Muslim, Christian, or other - would ever feel as I did; afraid to show their faith.
The Jewish people knows what it means to have to hide your faith in fear for your life. Even today, in too many places Jews do not wear skullcaps in the street. Anti-Semitism, and anti-Zionism, together with all forms of hatred, and racism must be condemned by all of us. This is something that Pope Francis said in my meeting with him, and I appreciate his words very much. In the last years the Christian communities of the Middle East have paid, a heavy price for their faith. Israel, as a Jewish and democratic state, is proud that Christians in Israel enjoy freedom of worship, freedom of religion, and do not fear for their lives. When there has been vandalism at holy sites, we stood together, and continue to stand together, with the Christian community, to condemn these terrible acts. An attack on any place of worship, is an attack on all of us. But it is not enough for us, for Israel, to only be a safe haven for the Christian community. We want the community to flourish, to play a part in the Israeli experience, and to be part, of Israeli society. I know there are issues of concern for the Christian community. I met with the community leaders and also visited the Christian sites in the Jordan valley and at Tabgha. We must continue to work together to find a solution as soon as possible. This is my commitment to you.
Friends, the task before us is clear. We have no war with Islam, no fight with Christianity; we all have to battle together against extremism and fundamentalism. It is the duty of all of us to work for mutual respect, and understanding. In just over a month, we will mark 50 years, of the Nostra Aetate. This was important not just because it made a clear stand against anti-Semitism and opened the way for a real and true dialogue between the Catholic and Jewish communities; but because of its fifth point, which stated that all mankind was created in God’s image, regardless of religion or race. A message that all of us must always remember. As you return to your home countries, I want you to take with you, my blessings from Jerusalem, to your communities. I wish you all, a happy and sweet, New Year.

Freitag, 4. September 2015

إن نسيتك يا أورشليم       if I forget thee o Jerusalem       אם־אשכחך ירושלם
© 2015 katya bariudin – andrea krogmann