Donnerstag, 1. November 2012

Doppelt gefiltert

Die Strasse zum Bethlehem Checkpoint ist grossräumig gesperrt. Sicherheitskräfte regeln den Verkehr. Es ist das Wochenende vom 27. Oktober, strengreligiöse Juden feiern das jährliche Gedächtnis des Todes "Unserer Mutter Rachel", deren Grab der Tradition zufolge unweit des Checkpoints liegt. Die grünen Egged-Busse werden durchgelassen, ebenso die speziell eingerichteten kleinen Shuttle-Busse. Die weiss-blauen palästinensischen Busse müssen draussen bleiben. Ihre Fahrgäste müssen zu Fuss weiter – nicht aber über die (gesperrte) Strasse, sondern mit einem Umweg über das Gelände des benachbarten ökumenischen Instituts "Tantur". Bergrauf, bergrunter, das letzte Stück über einen kleinen Trampelpfad quer durch einen Olivenhain bis zum Checkpoint. Doch auch an Rachels Grab, inmitten eines schmalen Korridors der israelischen Sperrmauer gelegen, will alles seine Ordnung haben. Während auf der (grösseren) Männerseite Bewegungs- (und Gebets-)Freiheit herrscht, regeln ein Haufen Soldaten auf der beengten Frauenseite den "dichten Verkehr". "Nicht stehen bleiben, ein Verehrungskuss ja, aber dann weitergehen, betet halt draussen, wenn es denn sein muss ..." Zurück zum (grünen) Bus. "Frauen hinten einsteigen, hinten!" Gut, dass grosse Aufkleber an den Fensterscheiben den Fahrgästen versichern, dass freie Platzwahl herrsche und jeder Reisende sich mit Ausnahme der Behindertenplätze überall niederlassen dürfe! Die Guten ins Töpfchen ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen