Samstag, 3. November 2012

Lauf der Dinge


Sommer oder Winter, egal welche Saison oder Tageszeit. Hussein ist da, Teil des Stadtbildes der Jerusalemer Altstadt sozusagen. Immer ein Lächeln im Gesicht und eine Scherz auf den Lippen, bereit, einen mit seinen Geschichten und Führungen auf eine virtuelle oder reelle Reise mitzunehmen. Wer sich darauf einlässt, den führt er in seine vollgestopften paar Quadratmeter Altstadthaus. 
Bei kräftig süssem Tee gibt es mehr Geschichten aus einem Leben in den historischen Gemäuern. Vieles mutet nach 1001 Nacht, manchmal auch Alladin und die 40 Räuber, und wenig erstaunen würde es, wenn Hussein aus einer der zahlreichen Stapel eine Wunderlampe zöge. "Shabbat Shalom", ruft er einer vorbeieilenden Nachbarin zu, und bringt damit seine Geschichte schmerzhaft knapp auf den Punkt: Er ist der letzte ursprüngliche Bewohner in dem grossen Haus. Rechts, links und über ihm haben jüdische Siedler das Ruder übernommen. Eine Million Dollar habe man ihm für seine alte Werkstatt geboten, sagt Hussein, und im gleichen Atemzug "Für kein Geld der Welt geh ich hier weg!" Seine Familie hat Hussein längst in Silwan installiert, und egal, wieviele seiner Geschichten dem Reich der Fantasie angehören: Mit Hussein wird eines Tages nicht nur ein Altjerusalemer Unikat verschwinden. Sondern auch ein kleines Mosaiksteinchen in der Geschichte der Stadt.

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