Nach dem Auftakt zu Jom Kippur in Mea Shearim heute der Abschluss des Festes in der Grossen Synagoge: Wesentlich westlicher, aber nicht weniger feierlich. Die dominierende Farbe ist weiss, was - zusammen mit den oft kunstvollen Hüten und Kopfbedeckungen der Frauen und den beeindruckend schönen Gesängen - den festlichen Charakter des Gottesdienstes unterstreicht. Wenn die Männer nicht alle einen Talit und eine Kippa trügen (und man es nicht besser wüsste), könnte man sich vom Raum, der Kleidung und dem Habitus in einem Opernhaus wähnen. Aber wir wissen es ja besser.
Anders als in Mea Shearim ist die Gemeinde hier an Besucher von aussen gewöhnt und insgesamt nicht so homogen, so dass man als fremder Gast kaum Aufmerksamkeit erregt. Englisch ist zweite Verkehrssprache, viele haben zweisprachige Gebetbücher, so dass man mit dezenten Blicken nach rechts und links der Feier gut folgen kann. Und der ganz grosse Vorteil für mich als Frau: Die Empore ist offen. Kein Sichtschutz versperrt die Sicht auf das eigentliche Geschehen!
Mit dem Ertönen des Schofar endet Jom Kippur und beginnt die Vorbereitungszeit des nächsten Festes, Sukkot. Es dauert nur wenige Minuten, bis auf den Strassen der Verkehr wieder fliesst, die Ampeln wieder angeschaltet sind und die ersten Handys wieder klingeln. Schade eigentlich, Jerusalem ganz ohne Autos hat durchaus seinen Reiz.
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