Samstag, 21. Januar 2012

Interreligiöser Alltag

"Du musst ein paar Tage vor dem Fasten mit dem Kaffeetrinken aufhören!" Der Blick meiner Hebräischlehrerin auf meinen Ratschlag ist mehr als irritiert. Der bevorstehende Fastentag zum Gedenken an die Zerstörung des Tempels bereitet ihr Sorgen, wegen der zu befürchtenden Kopfschmerzen. Wieso ich das weiss, will sie wissen. Ich erkläre, dass wir seit ein paar Jahren in der Fastenzeit jeweils 10-14 Tage fasten. "Ich dachte, Du bist Christin?" Ihre irritierte Frage kommentiere ich mit einem mindestens ebenso irritierten Blick. "Die Fastenzeit, das sind doch die Muslime?!" Das Grüppchen um uns herum wird grösser. Ich erkläre, dass es diese Tradition - wenn auch in anderer Weise - durchaus auch im Christentum gibt. Zum Erstaunen kommt Neugier, und ich erzähle von unsrer persönlichen "Fastenregel": ein bis zwei Wochen nur Tee, Saft oder Gemüsebrühe, dazu ein paar Tage Auf- und Abbauzeit. "Ach so, Ihr dürft den Tag über trinken - dann ist das ja einfach!"

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