Mittwoch, 11. Mai 2016

Damaskus

Zwei Aspirin und sechs Stunden später geht es meinem Kopf wieder einigermassen , dafür ist der Magen nicht ganz so glücklich. Abouna Anton nimmt mich mit auf eine kleine Tour durch die Altstadt, dann ziehe ich alleine weiter. Die Kamera bleibt einmal mehr im Gepäck, auf Diskussionen mit Soldaten habe ich heute keine Lust. Ich versuche mein Glück beim armenisch-katholischen Bischof, und er empfängt mich auch unangemeldet sehr herzlich. Nach (offenbar bestandenem) Test über die wichtigsten Theologen des 20. Jahrhundert steht er mir bereitwillig Rede und Antwort.
Auf meinem Rückweg durch den Souk finde ich, wonach ich gesucht habe: einen intarsienverzierten Buchständer. Händler Ayman verzaubert mich mit seinem Damaszener Akzent - lang gedehnte Silben, die am Satzende mit einem feinen Glissando nach oben gezogen werden. Während er den Staub der Jahrhunderte von meinem Liebhaberstück poliert, sitze ich im Halbdunkeln des Ladens und lausche der Melodie. Zum "Pranzo" finde ich mich am Tisch mit vier Franziskanern wieder, mein Magen überfordert vom Essen, mein Hirn vom erneuten Wechsel in eine Fremdsprache, die ich nicht wirklich beherrsche. Statt wie geplant bis zum nächsten Interview zu arbeiten, schlafe ich über meinem Text ein.
So langsam habe ich mich akklimatisiert, und so nehme ich für den Weg zur Nuntiatur ein Taxi. Zurück laufe ich zu Fuss, durchs Botschaftsviertel, entlang des Barada, zur Altstadt. Mein Magen dankt es mir und so wage ich einen zweiten Besuch bei Bakdash, der berühmten Eisdiele im Souk.
Zurück im Kloster, ist gerade das Mariengebet vorbei und so finde ich mich rasch umgeben von Flüchtlingsfrauen, die mich neugierig ausfragen.

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