Die goldene Regel in Nahost. Flexibel bleiben. Die Morgenmesse fällt aus, Abouna Rami schafft es nicht rechtzeitig. Die Stadtführung wird auf den Nachmittag verschoben, stattdessen kommt spontan ein Interview mit dem melkitischen Erzbischof aufs Programm.
Doch als erstes empfängt mich Mgr. Philippe Barakat, seit Samstag syrisch-katholischer Erzbischof von Homs. "Jeder, der nach Syrien kommt, sieht die Wahrheit", sagt er zu mir, und "DU hilfst Syrien, weil Du die Wahrheit gesehen hast!" Schwere Last auf schmalen Schultern. Sayyidna Philippe spricht klare Worte, ein Freund der internationalen Syrienpolitik ist er nicht. Später werde ich Zeugin eines traurigen Gesprächs. Eine Familie aus der Diözese ist gekommen, um mit ihrem Hirten die komplizierte Taktik ihrer Auswanderung zu besprechen. Wieder ein paar Schafe weniger in einer kleiner werdenden Herde. Dann lässt Sayyidna Philippe es sich nicht nehmen, mich persönlich eine halbe Stunde durch seinen Geburtsort und seine Kirchen zu führen. Wo immer sein Auto hält, öffnen sich die Türen der umliegenden Häuser und ihre Bewohner beglückwünschen den "Neuen".
Zum Mittagessen nimmt mich Abouna Rami mit in seine (entferntere) Familie. So langsam fühle ich mich zuhause, die Neugier siegt über letzte Unsicherheiten, und als mir Abu Georges anbietet, für einen ganzen Monat in die leerstehende obere Etage zu ziehen, denke ich zumindest einen Moment lang drüber nach.
Nach dem Essen nimmt mich Edmont mit auf eine Tour durch Homs, und zum ersten Mal ist die Kamera im Fussraum. Wann immer kein Militär und keine Polizei zu sehen sind, gibt Edmont mir ein Zeichen: "Foto. Aber schnell!" Drei Kirchen zeigt mir Edmont, alle im völlig zerstörten Hamidieh-Viertel. Das Ausmass an Zerstörung treibt mir Tränen in die Augen. Umso surrealistischer scheint es mir, als Edmont ein paar Strassenzüge hält und strahlend mit zwei Portionen Eis aus dem Laden zurückkommt. Das Fotografieren ist unterdessen nicht unentdeckt geblieben, und am nächsten Checkpoint werden wir freundlich verwarnt: "Beim nächsten Mal vorher Genehmigung einholen!"
Zurück in Zaidal, noch ein paar Minuten Zeit für eine Runde durchs Dorf. Kein Haus hat mehr als zwei Stockwerke, Walnuss- und Mispelbäume zieren die Gärten. Dazwischen Olivenhaine und Weinstöcke. Totaler Kontrast zum 6 km entfernten Homs. Beim zweiten Interview des Tages habe ich meinen Tiefpunkt, und als der Strom planmässig ausfällt - der Rhythmus ist zwei Stunden Strom, vier Stunden ohne - schaffe ich es nur mit Mühe, nicht auf Erzbischof Arbashs Sofa einzuschlafen. Zu Fuss mache ich mich auf zurück zum Konvent, der erste Moment ohne Begleitung, seit ich vor 33 Stunden den Konvent in Beirut verlassen habe. Bei den Schwestern treffe ich auf verschlossene Türen - "alle im Pfarrsaal, Empfang des neuen Bischofs", sagt ein Nachbar. Ich erinnere mich von der Tour mit Edmont vage an die Richtung, aber im Dorf hat sich meine Anwesenheit eh schon rumgesprochen, und so sammelt mich nach ein paar hundert Metern ein Gemeindemitglied ein und fährt mich die letzten paar Meter mit dem Auto. Widerspruch zwecklos. Im Pfarrsaal defiliert das gesamte Dorf und mir als "Gast von aussen" wird der Platz neben dem Bruder von Sayyidna Phillipe zugewiesen - für die nächste Stunde werde ich zum Stehaufmännchen und schüttle eifrig Hände von mir unbekannten Menschen.
Die paar hundert Meter Abendspaziergang mit Schwester Youssra lüften den Kopf. So langsam hat sich mein Ohr an die syrischen Eigenarten im Arabischen gewöhnt. Wenn ich nur nicht so müde wäre.
Zurück in Zaidal, noch ein paar Minuten Zeit für eine Runde durchs Dorf. Kein Haus hat mehr als zwei Stockwerke, Walnuss- und Mispelbäume zieren die Gärten. Dazwischen Olivenhaine und Weinstöcke. Totaler Kontrast zum 6 km entfernten Homs. Beim zweiten Interview des Tages habe ich meinen Tiefpunkt, und als der Strom planmässig ausfällt - der Rhythmus ist zwei Stunden Strom, vier Stunden ohne - schaffe ich es nur mit Mühe, nicht auf Erzbischof Arbashs Sofa einzuschlafen. Zu Fuss mache ich mich auf zurück zum Konvent, der erste Moment ohne Begleitung, seit ich vor 33 Stunden den Konvent in Beirut verlassen habe. Bei den Schwestern treffe ich auf verschlossene Türen - "alle im Pfarrsaal, Empfang des neuen Bischofs", sagt ein Nachbar. Ich erinnere mich von der Tour mit Edmont vage an die Richtung, aber im Dorf hat sich meine Anwesenheit eh schon rumgesprochen, und so sammelt mich nach ein paar hundert Metern ein Gemeindemitglied ein und fährt mich die letzten paar Meter mit dem Auto. Widerspruch zwecklos. Im Pfarrsaal defiliert das gesamte Dorf und mir als "Gast von aussen" wird der Platz neben dem Bruder von Sayyidna Phillipe zugewiesen - für die nächste Stunde werde ich zum Stehaufmännchen und schüttle eifrig Hände von mir unbekannten Menschen.
Die paar hundert Meter Abendspaziergang mit Schwester Youssra lüften den Kopf. So langsam hat sich mein Ohr an die syrischen Eigenarten im Arabischen gewöhnt. Wenn ich nur nicht so müde wäre.
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