Freitag, 26. November 2010

Ein schwerer Gang


Wie begegnet man als Deutsche Menschen, die im Holocaust grausames erlitten haben? Wenn mir jemand die Nummer auf seinem Arm zeigt, die ihm die Nazis eintätowiert haben? Wie reagiert ein Mensch, wenn er, vielleicht zum ersten Mal nach 65 Jahren, die Sprache seiner Folterknechte wieder hört? Wie kritisch darf man ein Projekt hinterfragen, das vor allem eines will: Menschen einen guten Lebensabend ermöglichen, die im Leben genug durchgemacht haben? Kurz: Wie verhalte ich mich als Deutsche, wenn ich in ein Altenheim für Holocaust-Überlebende fahre?
All meine Bedenken und Sorgen erweisen sich als unbegründet: Herzlich ist der Empfang und gross das Bemühen der Menschen, sich in Deutsch, in meiner Sprache auszudrücken. Eigentlich muss ich nur eines: Zuhören. Den vielen Leidens- und Lebensgeschichten, die zum Teil viel zu selten erzählt worden sind, um die Traumata zu überwinden. Und ziemlich schnell bedaure ich wieder einmal die strikte Längenvorgabe: Nur ein Bruchteil des Gehörten wird Platz finden in meinem Text...

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