Sonntag, 21. November 2010

Standpunkte

"Ich hoffe, die wird Mauer bald eingerissen, so wie Ihr in Deutschland das so gut gemacht habt. In meinem Garten ist schon ein Platz für mein Mauerstück reserviert!" Wir blicken von Gilo in Richtung Bethlehem, und der diese Aussage macht, ist kein durch die Mauer vom Rest des Landes abgegrenzter Westbank-Palästinenser, sondern Guide der israelischen Organisation "Ir Amim" (Stadt der Völker). Eine halbe Minute vorher hat er uns erklärt, der Bau der Mauer sei eine legitime Entscheidung einer legitim gewählten Regierung, und vor allem sei sie ein Schutz vor Terror und Gewalt.

Eitan führt uns zum Thema Grenzverlauf und Stadtentwicklung in Jerusalem. Keine leichte Aufgabe: Eitan ist Israeli und hat einen israelischen Standpunkt. Das Publikum sind vor allem deutsche Volontäre, NGO-Mitarbeiter und ein paar Journalisten, der mehrheitlich vertretene Standpunkt naturgemäss eher israelkritisch. Die Fragen und Widersprüche sind teilweise scharf. Ist das "Hindernis", das wir inmitten der Landschaft vor uns sehen, ein "Schutzwall" oder ein "Sperrwall"? Ist es gar eine "Apartheidsmauer"? Reden wir vom "annektierten Ostjerusalem" oder von "besetztem Gebiet"? Von Gilo als "jüdischem Wohnquartier" oder als "Siedlung"?
Bei allen Fragen zu Legalität und dem richtigen Sprachgebrauch – in einem Punkt kommen Gruppe und Guide überein: Die humanitären Auswirkungen dieses "Hindernisses" für das Leben der Palästinenser sind katastrophal.

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