Wie ein gehetztes Tier irrt der orthodoxe Jude durch das christliche Altstadtviertel - und scheint unendlich dankbar, in mir ein nichtarabisches Gesicht zu entdecken. "Ist das hier arabisch?" fragt er mich, und die Angst steht ihm ins Gesicht geschrieben. Ya'akov ist ganz offensichtlich nicht von hier und hat sich auf dem Weg zur Klagemauer verlaufen. Eigentlich habe ich es eilig, aber so wenig ich seine lähmende Angst nachvollziehen kann, tut er mir doch leid. Er solle sich entspannen und ich könne ihn ein Stück in Richtung Klagemauer begleiten, versuche ich ihm zu erklären. Er spricht kaum Englisch, ich kein Hebräisch, aber schon die Tatsache, dass jemand mit ihm spricht, scheint ihn für den Moment zu beruhigen.
Hier sei alles arabisch und er sei Jude, das sei ein gefährliches Problem, wiederholt er immer und immer wieder. Alle zwei Meter bleibt er stehen und würde am liebsten umkehren oder sich in Luft auflösen. Den ganzen Körper in Alarmbereitschaft, klammert er sich fast an mir fest, und als er nach meiner Hand greift, spüre ich seinen Pulsschlag rasen. Für eine Strecke, die ich sonst in weniger als fünf Minuten gehe, brauchen wir so fast zwanzig Minuten. Die Szene ist so skuril, das ich nicht weiss, ob ich lachen oder weinen soll. Schliesslich findet sich Passant, ausgerechnet ein Araber, der Ya'akov auf Hebräisch Mut zu spricht. Es hält für eine kurze Weile an, aber kurz vor dem Jaffa-Tor - ein paar Meter vor dem "sicheren Boden" - verlässt ihn sein Mut endgültig. Rat- und machtlos lasse ich ihn schliesslich zurück. Immerhin ist es kein Hass, der ihn umtreibt, aber die Angst vor dem Anderen sitzt so tief, dass es schwer ist, sich vorzustellen, wie so ein entspanntes Zusammenleben funktionieren soll.
Hier sei alles arabisch und er sei Jude, das sei ein gefährliches Problem, wiederholt er immer und immer wieder. Alle zwei Meter bleibt er stehen und würde am liebsten umkehren oder sich in Luft auflösen. Den ganzen Körper in Alarmbereitschaft, klammert er sich fast an mir fest, und als er nach meiner Hand greift, spüre ich seinen Pulsschlag rasen. Für eine Strecke, die ich sonst in weniger als fünf Minuten gehe, brauchen wir so fast zwanzig Minuten. Die Szene ist so skuril, das ich nicht weiss, ob ich lachen oder weinen soll. Schliesslich findet sich Passant, ausgerechnet ein Araber, der Ya'akov auf Hebräisch Mut zu spricht. Es hält für eine kurze Weile an, aber kurz vor dem Jaffa-Tor - ein paar Meter vor dem "sicheren Boden" - verlässt ihn sein Mut endgültig. Rat- und machtlos lasse ich ihn schliesslich zurück. Immerhin ist es kein Hass, der ihn umtreibt, aber die Angst vor dem Anderen sitzt so tief, dass es schwer ist, sich vorzustellen, wie so ein entspanntes Zusammenleben funktionieren soll.
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