Freitag, 9. März 2012

Einmal Purim

"Sorry, I am staring at you, but you look so … real!" Die Frage, ob Kostüm oder echt, bekomme ich an diesem Abend noch ein paar mal zu hören, auch die Frage, wo man so was denn finden kann (Inspiration fürs nächste Purim-Fest?). Beim Betreten einer Bar werde ich schliesslich nach meinem Ausweis gefragt, auch eine Erfahrung! Dabei habe ich die einfachste Purim-Verkleidung gewählt, die mein Schrank zu bieten hatte, und dachte, sie wäre nicht besonders originell. An diesem Abend stecke ich in meinem traditionellen palästinensischen Frauengewand, schwarz mit roten Stickereien, wie man sie in den meisten Altstadtläden findet, dazu ein (zugegebenermassen in meinen Augen einigermassen überzeugend gebundendes) Kopftuch. Das Übergewand ist Teil unsrer offiziellen Chorkleidung, und anfangs zögere ich, es als Verkleidung anzulegen – wer weiss, ob meine arabischen Nachbarn mein Crossover ebenso lustig finden. Eine Befürchtung, die sich als unbegründet erweist – völlig falsch dafür lag ich mit der Annahme, eine "Araberin" unter vielen zu sein. In der Synagoge zur Lesung des Estherbuches findet sich noch ein "Landsmann", ein Beduine mit Keffiyeh und Djalaba. Auf der anschliessenden Party in einem Jerusalemer Parkhaus bin ich weit und breit allein …
Wieder einmal dreht sich alles um ein bisschen Stoff, und amüsiert kommt mir in den Sinn, dass ausgerechnet dieses konkrete Stück Stoff eine quasi brückenbauende Wirkung hat: An Weihnachten und Ostern in der Kirche getragen und dabei unter anderem Ausdruck des palästinensischen Stolzes der hiesigen Christen. Beim Besuch des Tempelbergs "Einlasskarte" für Felsendom und Al-Aksa, und nun schliesslich das jüdische "Purim-Début"...

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