Journi-Tour in den seit Tagen von heftgem Raketenbeschuss geplagten Süden. Keine Propagandaveranstaltung, wie man uns gleich zu Beginn versichert. Sondern der Versuch, uns das Arbeiten zu erleichtern und uns so schnell wie möglich auf's "Terrain" zu bringen. Vor allem mit "ganz normalen Menschen" vor Ort sollen wir reden können, die unter der ständigen Bedrohung leben müssen. Und: "Keine Sorge! 99 Prozent der Israelis sprechen Englisch!" Für uns hat man sich ganz offenbar richtig ins Zeug gelegt, das restliche Prozent ausfindig zu machen: Von den ersten drei Gesprächspartnern sprechen zwei kein Wort Englisch, und der improvisiert aufgebotene Übersetzer muss gleichzeitig in beide Richtungen dolmetschen und einen Ansturm von Fragen moderieren, für die wegen viel zu knappen Zeitplan eigentlich überhaupt keine Zeit ist...
Wir fahren von Aschdod nach Aschkelon, von "Head of Security Departement" zu stellvertretendem Bürgermeister zu Raketeneinschlagsstelle zu Bürgermeister zum Krankenhaus; Gespräch mit einer israelischen und einer palästinensischen Patientin. Weiter gehts in die Privatwohnung einer mehrköpfigen Familie. Ein merkwürdiges Gefühl, als Teil einer kleinen Busladung Medienmenschen in diese Intimität einzudringen, zumal die Frauen der Familie eine ganze Batterie an Bewirtung paratgestellt haben, für die auf Grund der Kürze der Zeit (der Zeitplan gerät immer mehr aus den Fugen) natürlich keine Zeit bleibt. Letzte Station schliesslich ein Kibbutz geschätzte drei Kilometer Luftlinie vom Grenzzaun entfernt und nach Angaben seiner Bewohner auch in den ruhigsten Zeiten unter ständigem Beschuss. Eine Bewohnerin erinnert sich an bessere Zeiten, als man noch jeden Samstag gemeinsam mit palästinensischen Freunden an die schönen Strände von Gaza fahren konnte.
Hektik, orientalische Planungssicherheit und politische Agenda hin oder her: Es ist dennoch beeindruckend zu sehen und zu hören, dass selbst unter Raketenbeschuss viele Menschen sich gegen einen Krieg aussprechen - weil sie die Menschen auf der anderen Seite des Zauns als Menschen sehen, die ebenso unter der Situation leiden wie diesseits.
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