Einmal im Leben selber Oliven ernten, und das an einem so symbolischen Ort wie dem Ölberg: Manch eine romantische Vorstellung hat dabei vermutlich eine leichte Korrektur erfahren. Nach einer kurzen Einweisung durch Samir und seinen Kollegen machen wir uns an die Arbeit. Das Wetter ist zum Glück auf unsrer Seite. Hatte es am Morgen noch nach einem kräftigen Regen ausgesehen, bleibt es sonnig-klar und nicht zu heiss, und der Blick über die judäische Wüste bis zum Toten Meer ist atemberaubend.
In kleinen Gruppen zu zwei oder drei Freiwilligen pro Baum legen wir Planen und alte Gardinen aus. Es hat seit Monaten nicht richtig geregnet, entsprechend staubig und struppig ist unser Arbeitsplatz. Wer Glück hatte, hat einen kleinen Rechen oder wenigstens einen Handschuh ergattert, die meisten arbeiten mit blossen Händen. Alle Oliven müssen runter, ob verdorrt, reif oder noch grün. Sortiert wird später. Je nach Lichteinfall und Perspektive ist es gar nicht so einfach, die Früchte in den hundert Jahre alten, knorrigen Bäumen zu entdecken. Was am Baum noch nach einer mageren Beute aussieht, läppert sich schliesslich doch zu Eimern und schliesslich Säckeweise Oliven zusammen.
Nach der Mittagspause geht es weiter mit den grösseren Bäumen. Jene Zweige, die trotz klettern in der Baumkrone nicht erreichbar sind, werden kurzerhand gestutzt und am Boden abgeerntet. Trotz aller Begeisterung für die ungewohnte Arbeit lässt im Laufe des Nachmittags und nach dem xten Baum die Motivation deutlich nach, und schliesslich sind doch alle froh, das endlich die Sonne untergeht. Verschwitzt, verdreckt von acht Stunden körperlicher Arbeit und mit zerkratzten Armen und Beinen wächst die Wertschätzung für das Produkt Olivenöl deutlich.