Eigentlich will ich "nur schnell" auf dem Weg ein paar Dosen Katzenfutter auf dem Mahane Yehuda kaufen, bevor die Dienstbesprechung beginnt. Eigentlich. Dass das mit dem "nur mal eben schnell" in diesem Land Wunschdenken ist, hätte mir nach einem knappen halben Jahr Erfahrung eigentlich klar sein müssen. Während ich meine sechs Dosen Katzenfutter in den Händen balanciere, drängen sich vier bis fünf weitere Kunden durch den knapp zehn Quadratmeter grossen Laden. Zwei sind Freunde des Verkäufers, der sich, während er Smalltalk mit ihnen betreibt, eine Zigarette ansteckt, mit einer weiteren Person telefoniert, seine Aushilfe mit wilden Gesten rumkommandiert, einem Kunden Auskunft gibt und bei einer weiteren Kundin abkassiert. Zwischendurch grinst er mich freundlich an, zeigt mir, warum auch immer, seinen Führerschein, auf dessen Foto er noch bedeutend jünger aussieht, erbarmt sich schliesslich meiner und stopft das Futter in eine Plastiktüte (Der eigens zu diesem Zweck mitgeführte Rucksack auf meinem Rücken bleibt gezwungener Massen leer). Bis ich auch den zweiten Teil des Handels – das Bezahlen – hinter mir habe, vergehen gefühlt weitere zehn Minuten. Dann grinst er mich noch freundlicher an und streckt mir einen halbvollen Becher Wodka entgegen. Ich weiss nicht, wessen Entsetzen grösser war: Meines ob des Angebots oder seines ob meiner Ablehnung. "Why? It's already half past ten!" Morgens, versteht sich.
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