Erst im Januar hatten die Frauen im Kampf um gleichberechtigtes Sein einen Teilsieg erreicht. Zwar hatte der Oberste Gerichtshof in Jerusalem die Geschlechtertrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht grundsätzlich verboten, aber sie dennoch als freiwillig deklariert. Galt bis anhin auf rund 60 Buslinien in ultraorthodoxen Jerusalemer Stadtvierteln sowie manchen Überlandstrecken für Frauen: "Hinten einsteigen und auf den hinteren Bänken Platz nehmen", hatte das Gericht mit Verweis auf die schwarze Bürgerrechtsbewegung in den USA (1950er Jahre!) geurteilt, keine Frau dürfe dazu gezwungen oder gar von ihrem Platz vertrieben werden.
Freie Platzwahl für Frauen, zumindest auf dem Papier. Reformbewegungen, die die klagenden Frauen vor Gericht unterstützt hatten, haben den Schwachpunkt wohl gleich gesehen, als sie das Transportministerium zur intensiven Kontrolle der Buslinien aufforderten, um eben diese "gewaltfreie Geschlechtertrennung" sicherzustellen. Eine Telefon-Hotline soll jenen Gehör verschaffen, bei denen dennoch Zwang zur Anwendung kam. Nicht übertrieben, wie eine Werbeanzeige in einem Haredi-Magazin jetzt zeigt (Haaretz, 21. Juni): Geziert mit dem Logo der israelischen Busfirma Egged (die jegliche Beteiligung an der Aktion abstreitet) erläutert die Anzeige die Details der Geschlechtertrennungsregelungen auf Jerusalemer Buslinien anlässlich von Schavuot. Einen "men only"-Bus werde es zu dem Fest geben, zusätzlich zu einem Familienbus, heisst es, alles überwacht vom mitreisenden "Supervisor". Praktischerweise wurde der Fahrplan der koscheren Busse gleich mitgeliefert – damit keine Frau sich "umsonst" auf den Weg macht?
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