Während sich die jüdische Jugend aus dem ganzen Land allmählich in Ostjerusalem sammelt, geht es am Ölberg geradezu friedlich zu - christliche Konkurrenzveranstaltung sozusagen: Die verschiedenen Konfessionen rüsten zu Himmelfahrt. Im Hof der Himmelfahrtskapelle haben sie ihre Zelte aufgeschlagen, Sakristeizelte, Aperozelte, Wirtschaftszelte... Rechts hinter dem Oktogon haben die Griechisch-Orthodoxen ihr grosses Gottesdienstzelt aufgeschlagen, daneben - analog ihrer zahlenmässigen Bedeutung die Syrer ihr Zeltchen, gefolgt von ein paar Metern Kopten-Plane und schliesslich, links aussen, die Armenier, die grössenmässig gern mit den Griechen mithielten.
Gerade sind die Franziskaner dran mit ihrer Vesper im Innern der Kapelle. "Ora pro nobis", tönt es immer und immer wieder während der Allerheiligenlitanei, während die Griechen rechts ein kräftiges "Kyrie eleison" ertönen lassen - dessen Volumen deutlich zunimmt. als die Katholiken zur Prozession rund um das Kapellchen und vorbei an den Griechen ansetzen. Die Syrer haben unterdessen Pause, während die Armenier ein Wortgefecht mit den koptischen Nachbarn starten. Das Koptenzelt, findet der zuständige Armenier, ist in diesem Jahr mindestens einen Meter länger als früher, und das geht ja nun gar nicht, wo kämen wir denn da hin. Status quo. Nie anders gewesen, kontert der Kopte, und beide Seiten schwören, im Besitz von Bildmaterial der Vorjahre zu sein, welches ihre (einzig wahre) Meinung belege. Die Streithähne wenden sich an die Franziskaner als vermittelnde Instanz, aber trotz aller Status-Quo-Details ist die Stimmung (zumindest im Vergleich zur Grabeskirche) gelassen und geradezu andächtig. Als die Franziskaner fertig sind mi Vesper und Prozession, gibt es (dringend nötige) Erfrischungen für alle. Im "Wirtschaftszelt" trifft unterdessen der griechische Christ, der in der Garde der Lateiner tätig ist, auf den Lateiner, der als Gardist der Griechen arbeitet. Spielt alles irgendwie keine Rolle. Manchmal jedenfalls.
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