Für einmal ist es nicht die abgelaufene Pressekarte, die Probleme bereitet – wenigstens die Sicherheitskräfte im Büro des Ministerpräsidenten, fast alles junge Frauen, scheinen informiert über die Verlängerungsregelung. Diesmal sind es die Gaza-Stempel in meinem Pass, die die Alarmglocken schrillen lassen.
Nach einer kurzen Befragung finde ich mich umringt von vier Personen wieder, die mich in ein separates Gebäude begleiten. Die Erste trägt meine Tasche, Nummer Zwei meinen Pass und meine GPO-Karte. Der Dritte ist bis an die Zähne bewaffnet und überwacht argwöhnisch jede meiner Bewegungen, während Nummer Vier eher dekorativen Charakter zu haben scheint (Geheimdienst?). Es folgen weitere Fragen zu meinem Privatleben und meinen Freunden in Israel (von denen mir in dem Moment partout der Nachname nicht einfallen will), dann geht es zurück zur Sicherheitsschleuse.
Hinter einem Vorhang darf ich mich im Beisein einer jungen Dame ausziehen, während die israelischen Kollegen keinen halben Meter weiter relativ problemlos die Sicherheitsschranken passieren. Die Unterhose ist das letzte verbleibende Kleidungsstück, was ich anbehalten darf. Und die Socken, nachdem zuvor meine Füsse gründlichst auf Waffen oder Sprengstoff gestestet wurden. In einer schicken Box blickdicht verpackt, darf sogar mein BH ein paar Mal X-Ray fahren. Dann meine Handtasche (die ich in ahnungslos-weiser Voraussicht zuhause gründlich entmistet hatte): Jede einzelne meiner Habseligkeiten muss ausgepackt und separat durch den Scanner geschickt werden, inklusive Münz und den Photos des Liebsten…
Schlussendlich – 55 Minuten später – bekomme ich dann doch noch einen Badge. Mein Stift, mein Block, der Badge und ich dürfen in das Allerheiligste der israelischen Politik vordringen. Die Tasche mit allem Rest bleibt draussen. Die Pressekonferenz – zu allem Überfluss entgegen vorheriger Ankündigung fast ausschliesslich auf Hebräisch und zur Krönung mit einer knappen halben Stunde Verspätung – war es zwar nicht wert. Die Einlassprozedur hingegen bleibt ein lehrreiches Erlebnis. Wer sich zu einer israelischen Pressekonferenz aufmacht, ist gut beraten, geduscht, rasiert und in der schönsten Unterwäsche zu erscheinen – man weiss schliesslich nie, wer sie alles zu Gesicht bekommt ...
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