Freitag, 22. April 2011

Kunterbunt durcheinander

Es ist erst zwanzig vor Sieben und noch zwanzig Minuten vor Öffnung der Grabeskirche, doch der Platz ist schwarz vor Menschen. Allein die zahlreichen Sicherheitskräfte (und ihre Metallgitte) ermöglichen einen kleinen Korridor für die Einzugsprozession. Als Chor gehören wir für dieses Mal zu den "V.I.P.'s" und dürfen ebenfalls den Prozessionsweg benutzen - ein beeindruckendes Gefühl, an einer solchen Menschenmasse vorbeizuziehen. Ein paar ernste Sicherheits- und Ordnungshinweise der Polizei - keine Besichtigung der Kirche zu dieser Zeit, Gebet oder draussen bleiben, kein Drängeln und Schieben bei der Türöffnung -, und das Ritual kann beginnen. 



Begleitet von der Ehrengarde in Türkentracht ziehen Franziskaner, Seminaristen, Patriarch und Bischöfe vor die Kirche. Der muslimische Schlüsselwärter klopft an die schwere Tür, es öffnet sich ein kleines Fenster, eine Leiter wird hindurchgeschoben. Ein zweiter steigt auf die Leiter, um die schweren Schlösser abzunehmen. Die Leiter wird wieder zurückgeschoben, das kleine Törchen schliesst sich. Erneutes Klopfen an dem Portal, dann öffnen sich die Tore (und natürlich drängen und schieben alle in die Kirche).


Während die Katholiken auf dem Golgotha-Hügel feiern, füllen die Griechen ihre Öllampen nach, feiern die Kopten auf ihrer Seite des Grabs, und immer wieder ertönt das dumpfe Stampfen, wenn eine der Ehrengarden einen weiteren wichtigen Menschen von A nach B begleiten. Alles in allem ist es ungewohnt ruhig und entspannt in der Kirche, deren Tore für drei Stunden geschlossen bleiben. Erst, als nach der Beendigung des Gottesdienstes die Feiernden innen vor verschlossenen Türen auf den Auslass warten, wird die Stimmung gereizter. Der Ablauf funktioniert, dank Polizeiabsperrung, recht reibungslos, während auf der anderen Seite der Gitter die nächsten Massen auf Einlass warten.

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