Am Morgen drängen sich zum Ostergottesdienst noch einmal hunderte Katholiken in die Grabeskirche, aber die Stimmung ist schon wesentlich entspannter. Nur bei der anschliessenden Prozession geht es noch einmal hektisch zu. Während Patriarch, Bischöfe, Priester, Franziskaner und in deren Gefolge ein Teil der Gläubigen um das Grab Christi ziehen, versuchen die fleissigen Mitarbeiter, die Installationen des Gottesdienstes - Bänke, Thron, mobilen Altar - so schnell wie möglich vor dem Grab abzubauen und zu verstauen. Schliesslich warten schon die nächsten. Ein schwieriges Unterfangen, gegen die Prozessionsrichtung durch die Menge zu kommen. Zu einem kräftigeren Gerangel kommt es schliesslich, als eine grössere Gruppe Orthodoxer versucht, in das Grab zu kommen (während die Katholiken gerade zum Salbstein prozessieren und der Zugang zum Grab noch immer vom mobilen Altar versperrt wird). Zum Glück stehen ja noch die Polizeiabsperrungen bereit und halten die drängende Masse einigermassen zurück.
Gegen Nachmittag kehrt nach vier verrückten Tagen langsam aber sicher Ruhe ein in Jerusalem. Noch immer ziehen kleine Pfadfindergrüppchen trommelnd und Fahnenschwenkend durch die Altstadt, aber der grösste Teil der Absperrungen ist bereits verschwunden, und die Polizei hat ihre Hundertschaften weitestgehend abgezogen. Die verbliebenen Pilger gehen vom Feiern so langsam zu Sightseeing und Shoppen über - zur Freude der Ladenbesitzer, die unter den Abriegelungen der vergangenen Tage ein wenig gelitten haben. Manch einer ist nach den Gottesdienst-Strapazen selbst für den Einkaufsbummel zu ermattet, und überhaupt sieht man viele müde, aber doch irgendwie glückliche Gesichter.
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