Einladung zum Schabbat-Essen bei jüdischen Freunden. Es gibt viele leckere Häppchen und Dips, frisches Brot und Tortillas zum "wrappen". "Die Scampi vom Serviervorschlag hab ich weggelassen", scherzt die Gastgeberin mit ihrem Mann. "Schon verrückt, dabei habe ich die Tortillas in einem koscheren Geschäft gekauft...!" Es dauert einen Moment, bis wir beiden Gäste den Witz verstehen. Scampi sind Schalentiere und ergo nach jüdischen Speisevorschriften tabu. "Sind eigentlich alle Meeresfrüchte bei Euch verboten?", wollen wir wissen. Und ernten ein breites Grinsen des Hausherrn. "Come on, you're both Christian, so you should know the Bible." Und zu meiner Sitznachbarin: "Aren't you a priests child?" Verlegenes Schweigen. "Aber wir lernen die Bibel nicht komplett auswendig", setzt meine Sichtznachbarin zur Erklärung an, und das Grinsen des Hausherrn wird noch breiter: "I understand: You skipped the first edition."
So liebevoll ein bisschen vorgeführt, wird zu unsrer biblischen Bildung selbstverständlich die Erklärung nachgeliefert, der Einfachheit halber hier in der Version der Einheitsübersetzung: "Von allen Tieren, die im Wasser leben, dürft ihr essen; alle Tiere mit Flossen und Schuppen, die im Wasser, in Meeren und Flüssen leben, dürft ihr essen. Aber alles, was in Meeren oder Flüssen lebt, alles Kleingetier des Wassers und alle Lebewesen, die im Wasser leben und keine Flossen oder Schuppen haben, seien euch abscheulich. Ihr sollt sie als abscheulich ansehen; von ihrem Fleisch dürft ihr nicht essen und ihr Aas sollt ihr verabscheuen. Alles, was ohne Flossen oder Schuppen im Wasser lebt, haltet für abscheulich!" (Lev 11). Also keine Scampi-Tortillas und auch kein Aal.
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