Montag, 2. Mai 2011

Sieg und Niederlage

"Die USA besiegt das Böse", "Sühne für die Opfer des 11. September" oder "Das schönste Geschenk der USA für den Holocaust-Gedenktag": Alle Welt jubelt über die Nachricht, ein US-Sonderkommando habe den "Al-Kaida-Führer, den Drahtzieher, das Gesicht des Terrors, das personifizierte Böse" (das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel") getötet, Glückwünsche trudeln bei Barack Obama ein, die USA feiert vor Begeisterung.
Gerechtigkeit ist wieder hergestellt, so die landläufige Meinung, allen voran in Deutschland und Israel. Kleines B-Moll in der freudigen Berichterstattung: Es könnte vermehrt zu Racheakten kommen. Aber der Krieg, so scheint es, ist seit diesem Tag gewonnen.
"Die symbolische und politische Bedeutung dieser Nachricht kann nicht überschätzt werden", schreibt beispielsweise "Der Spiegel". Eine "gute Nachricht für alle friedliebenden und freiheitlich denkenden Menschen in der Welt" sei die Tötung des Terroristenführers Bin Laden, kommentiert der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle. Kritische Stimmen aus der westlichen Welt vernimmt man keine. Und die Kirchen, so oft bedacht um ihre moralische Stimme in der Welt, schweigen.
Ohne Frage: Einem blutigen Terroristen wurde das Handwerk gelegt. Doch sollte bei aller berechtigten Erleichterung nicht eine Spur Beigeschmack bleiben? "Freu dich nicht über den Sturz deines Feindes, dein Herz juble nicht, wenn er strauchelt", heisst es im Alten Testament. Noch zugespitzter hat es Jesus formuliert: "Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen