"When did you come to Israel???" Der Pass mit dem jüngsten Einreisestempel liegt vor der Dame in der Visaabteilung des Innenministeriums, aber ich bin ja schon froh, dass sie mich überhaupt "behandelt". Zwar war ich diesmal wirklich pünktlich im Ministerium, aber ein orthodoxer Mensch vor mir in der Schlange vor den Sicherheitskontrollen hat den Betrieb aufgehalten - mit schätzungsweise zwei Dutzend metallenen Gegenständen, verteilt auf die diversen Taschen seiner Kleidung. Die Sachbearbeiterin schaut auf den Pass, dann auf den Computer, wieder auf den Pass. "When did you came to Israel??" Geduldig wiederhole ich das Einreisedatum, der Stempel im Pass gibt mir recht. "You're not in Israel", sagt sie im Brustton voller Überzeugung. Das sagt zumindest ihr Computer. "Kann nicht sein!" Mein Blick in diesem Moment ist vermutlich nicht weniger ungläubig als der ihre. Dass ich da bin, daran besteht für beide kein Zweifel, und der Pass samt Stempel belegen die Rechmässigkeit meines (Hier)Seins. Die (Daten)Leitung der Israelis ist in manchen Dingen etwas lang - acht Tage dauert es zum Beispiel, bis die am keine 60 Kilometer entfernten Flughafen erfassten Passagierdaten auch im Computer des Innenministeriums in Jerusalem angekommen sind. Aber seit meiner Einreise sind fast doppelt so viele Tage vergangen. Neuer Termin, nochmal wiederkommen - ich stelle mich mental schon mal auf das Schlimmste ein. Aber schliesslich scheint die Dame ihren Augen doch mehr zu trauen als dem Computer. Angespornt von dem sichtbaren Beweis meiner Existenz in diesem Lande durchforstet sie den Computer systematisch. "That's it!" Nach ein paar Minuten des Bangens bin ich doch noch aufgetaucht. Ein Tippfehler bei der Passnummer, aus G wurde eine 6. Jetzt ist endlich alles gut, ich bekomme mein Visum und bin froh, nicht an einer sechs gescheitert zu sein. Kafkaesk. Oder dem Gastland entsprechend vielleicht eher kishonesk.
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