Die "Boardingtime" für den Flug Genf – Tel Aviv fällt ungefähr in die Zeit des jüdischen Morgengebets. Während die eine Hälfte der jüdischen Passagiere ihr Gebet noch in der Abflughalle verrichtet (und der ein oder andere eifrige Beter darüber beinahe seinen Flieger verpasst), springt die andere Hälfte mit dem Erlöschen des Anschnallzeichens von ihren Sitzen auf, um im Mittelgang ihrer morgendlichen Pflicht nachzukommen. Schräg gegenüber lässt sich ein junger französischer Jude von seinem Hintermann den Siddur auf Hebräisch erklären ("Ich lese nicht mal das Wort 'Schabbat' auf Hebräisch!"), sein Sitznachbar widmet sich auf dem iPad religiöser Literatur. In der Reihe vor mir diskutieren drei orthodoxe Juden über die Bordspeisekarte und die Frage, welche der angebotenen Speisen möglicherweise koscher sein könnten, während gegenüber die definitiv koscheren, weil selbst mitgebrachten Speisen – Hummus & Co. – ausgepackt werden. "Ich ertrage keine Israelis ausserhalb Israel", flüstert es in der Bankreihe hinter mir, während sich eine junge Jüdin mit ihrem Sitznachbar darüber ereifert, dass die Israelis das Ausreiseetikett immer ausgerechnet über das weisse Kreuz auf ihrem Schweizer Pass kleben: "Ich hänge an dem Kreuz!"
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