Die Grabeskirche ist kein sich leicht erschliessender Ort. Erst beim dritten längeren Besuch entdecke ich so etwas wie Schönheit, die unter dem basarähnlichen Rummel vor und in der Kirche zum Vorschein kommt. Nicht nur die sehr unterschiedlichen Pilger- und Touristengruppen mit ihren teils sehr ausgeprägten Frömmigkeitspraktiken, auch die zahlreichen Hausherren irritieren. Etwa der griechisch-orthodoxe Bischof, dessen Ehrengarde ihm beim Einzug durchaus auch handgreiflich einen Weg bahnt. Das fragile Gefüge eines seit über hundert Jahren unveränderten Status Quo - wer darf wann wo und wie lange beten - wird sichtbar, wenn die unterschiedlichen Konfessionen sich minutiös an die vorgegeben Ordnung halten. Die Prozession der Katholiken führt zum Golgotha, der Einzug der Kopten in den gegenüberliegenden Teil der Kirche. Für einen kurzen Moment scheint es für den Betrachter, als sängen beide Gruppen kräftig gegeneinander an. Auf der anderen Seite: In welcher Kirche sonst ist es überhaupt möglich, dass ein so bunter Haufen mehr oder weniger friedlich wenn nicht mit-, dann wenigstens nebeneinander auskommt?
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