Sonntag, 9. Januar 2011

Alltäglich

Am Morgen, als wir uns auf den Weg nach Jericho machen, steht das Haus zum grössten Teil noch, aber die Bulldozer haben ihre Arbeit schon angefangen. Gegen Mittag, als wir auf dem Rückweg wieder an dem Grundstück vorbeifahren, steht nur noch ein halber Flügel, der Rest ist dem Erdboden gleich. Dafür sichern ein befestigter Sichtschutzzaun und ein geschätztes Dutzend Sicherheitsleute die Abrissstelle. Mindestens so viele Journalisten, Photographen und Abrissgegner beobachten und dokumentieren das Geschehen.

Diesmal handelt es sich um ein historisches Gebäude, das "Sheperd Hotel", in den 1930er Jahren als Residenz des Großmuftis von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini erbaut, später zeitweilig Hautquartier israelischen Grenzpolizei und seit 1985 in Besitz des jüdischen amerikanischen Millionärs Irwin Moskowitz, der auf dem Grundstück 20 Wohneinheiten für jüdische Mieter bauen will.
Diesmal handelt es sich um ein historisches Gebäude. Nach Ocha-Angaben droht aber mehr als jedem vierten Palästinenser in Ostjerusalem der Verlust seiner Wohnung, weil die Bauten nicht von der Stadtverwaltung genehmigt wurden. Akut bedroht sind rund 1.500 Häuser in arabischem Besitz. Seit der Besetzung Ost-Jerusalems im Jahr 1967 und der anschließenden Annexion wurden laut Ocha bereits 2.000 Palästinenser-Wohnungen zerstört, knapp 700 davon in den Jahren 2000 bis 2008.

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